Samstag, 30. November 2013

Audreys Gedanken zu... Fluchtfilmen



In jeder Kunstform gibt es besonders beliebte Motive, die sich im Anbetracht der Zeit und des Ortes immer wieder ändern. Viele dieser Motive lassen sogar ganze Genres entstehen, in denen man dann eigentlich kein anderes Motiv mehr verwenden kann (bestes Beispiel ist da vielleicht die Romantische Komödie)
Je mehr Filme man guckt, desto mehr fallen einem bestimmte Motive ins Auge. Vor allem eins hat es mir sehr angetan und zwar das des Weglaufens, der Flucht.
Nun gibt es bestimmt nicht zu wenig Fluchtfilme, doch das wirklich Faszinierende ist für mich, dass ich es immer auf einen bestimmten Film zurückführe: Breakfast at Tiffany´s. Es ist nicht sonderlich schwer in Lieblingsfilmen mehr zu sehen als andere, aber die Tatsache, dass ich mittels Gedankengänge von der Nachkriegsliteratur oder auch aktuellen Filmen wie Blue Jasmine immer wieder bei diesem Film, den viele wahrscheinlich als adrette RomCom abtun, lande, ist schon einer weiteren Überlegung wert.
 
Holly vereint nämlich die Fluchtmotive der meisten Filmfiguren in sich schlummernd hinter ihrer gut gelaunten Fassade. Filmfiguren, die flüchten wollen, sind innerlich zerrissen, haben vor etwas Angst und vor allem: Sie denken ihr Leben würde sich durch die Flucht ändern.
Auf Holly trifft all das zu und noch viel mehr. Sie ist zerrissen zwischen ihren Sorgen und ihrer Fassade des sorgenlosen Leben. Sie weiß nicht wer sie ist (was man auch am Namenswechsel merkt) und lebt sozusagen zwei Leben, ein verdrängtes und ein momentanes, welche sich eigentlich im Gleichgewicht halten, aber im Film durcheinander geraten. Und davor hat sie Angst. Sie hat Angst vor der Erinnerung, ihren Sorgen, ihren Gefühlen und dass sie sich in ihnen verliert. Sie will für niemanden etwas empfinden, gibt sich unbekümmert und unabhängig. Sie denkt sie wäre so unabhängig, dass sie die denkt, nur die Stadt, die Menschen in ihr, die Gesellschaft im Allgemeinen, könnte sie einsperren und nicht etwa sie selber. So geht sie davon aus, dass wenn sie den Käfig der Stadt verlässt, dass sie dann ein neuer Mensch mit neuem Leben wird.
Diese Dinge sind in so ziemlich jeden Fluchtfilm  vorhanden und machen den Charakter der Flüchtenden aus.
Der Unterschied zwischen Holly und den anderen Figuren in Fluchtfilmen beruht auf verschiedene Dinge. Zuallererst hat Holly keinen Grund zur Flucht, die drei Eigenschaften entspringen scheinbar aus dem Nichts des Zufalls. Die Kontraste zwischen den beiden Seiten ihres Charakters sind groß, man hat fast das Gefühl zwei verschiedene Personen kennenzulernen. Sie ist nicht nur zerrissen, sie ist von Gegenteilen durchtränkt und so fragt nicht nur sie sich, wer sie wirklich ist, sondern auch der aufmerksame Zuschauer.
Außerdem projiziert sie ihren Charakter auch auf andere Lebewesen und Symbole. So kann ihr Kater als Sinnbild für das Charakterbild, das sie unterbewusst von sich hat, gesehen werden. Namenslos, unabhängig, zu niemanden gehörend. Wenn man unter diesem Aspekt den Film schaut, tun sich interessante Thesen auf.
Ein weitere Projizierung ihrerseits findet in Tiffany statt. Sie bezeichnet den Laden als ihren Zufluchtsort, als Bedingung für eine Stadt in der sie leben will. Zuallererst könnte man denken sie wäre einfach nur girliemäßig oberflächlich, doch eigentlich ist es nur eine Art Placeboeffekt. Sie bildet sich ein Tiffany würde sie glücklich machen und so macht es sie auch glücklich. Sie sucht sich einen materialistischen Laden aus, da sie weiß, dass Dinge sie nicht verletzen können.
Ich könnte bestimmt noch viele Metaphern und Aspekte für ihr Fluchtmotiv finden, doch dass wäre zu viel. Warum schreibe ich das überhaupt, warum denke ich darüber nach?
Ich finde das Fluchtmotiv ist eins der interessantesten in Filmen. Es geht mir dabei hauptsächlich um den Gedanken, dass es woanders besser und neu wäre.
Kein Film übers Weglaufen (zumindest die die ich bisher gesehen habe) zeigt, dass der Gedanke stimmt. Egal wo man hingeht und selbst wenn man alles hinter sich lässt, nimmt man immer noch sich selber mit. Ich denke, dass es gut ist, dass so etwas gezeigt wird und dass man mal darauf achtet, denn wer hat nicht mal Sehnsucht empfunden, wer hatte nicht mal den Gedanken, dass woanders das Leben besser sein würde? Gerade in Lebenskrisen neigt man zu solchen Gedanken und ich denke, dass die Filme übers Weglaufen einem beibringen können, dass der Gedanke falsch ist und zudem einem helfen, sich und seine Umgebung zu akzeptieren.
 
 


Dienstag, 26. November 2013

Scrubs - Season 2


J.D, Turk und Elliot sind nun endgültig im Sacred Heart Hospital angekommen. Sie sind nun nicht weiter Assistenzärzte, doch das scheint nicht jeder so zu sehen. Dr. Cox, Dr. Kelso und der Hausmeister setzen alles daran, dass es sich die frischgebackenen Ärzte nicht zu bequem machen. Eine konstante Beziehung scheint sich nur zwischen Carla und Turk anzubahnen, und Nachwuchs bekommt das Hause Cox, indem sich der egozentrische Doktor und die narzisstische Jordan einen Ruck zu geben scheinen. Ansonsten ist der Krankenhausalltag wie immer. Patienten kommen und gehen genauso wie der tägliche Stress. Was bleibt sind jedoch die Freunde und die Kollegen. Auf in ein neues Jahr im Sacred Heart. Auf in eine neue Staffel SCRUBS!

Die Veränderungen in Staffel 2 halten sich in Grenzen. Weder an der Hauptbesetzung, noch in den Nebenrollen hat sich sonderlich etwas getan. Der Figur der Jordan wird ein wenig mehr Bedeutung zugeschrieben, gerade durch die Schwangerschaft, ansonsten konnten sich die Schreiber, Ideengeber und Produzenten voll und ganz auf die Figuren der ersten Staffel konzentrieren, diese weiter ausarbeiten, sie reifen lassen und genau das ist hier auf einzigartige Art und Weise gelungen.

Die erste Staffel legte schon ein enormes Brett vor. Sowohl was Humor anging, als auch was Moral und Lehre anging, war diese erste Staffel eine Arbeit auf allerhöchstem Niveau. Das die zweite Staffel diese Leistung nicht nur halten kann, sondern auch noch überbieten kann, ist ein wahres Meisterwerk und kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Diese Tatsache lässt sich damit erklären, dass sich die Männer hinter der Serie nicht damit zufrieden gegeben haben, den typischen ´Scrubs-Humor´ eine Staffel weiterlaufen zu lassen und zu schauen was passiert. Nein, man hat die Beziehungen der Charaktere verfeinert, hat ihnen mehr Tiefe verliehen. Hat mit Folge 15 (´Seine Geschichte´) erstmals einen Blick in das Innenleben einer zentralen Figur des Projektes gewährt und Dr. Cox somit in ein menschlicheres und sympathischeres Licht gestellt, was der Charakter selbst natürlich nie zulassen würde. Man setzt neue Akzente, gibt sich nicht mit dem gewöhnlichen zufrieden und verstärkt die Bande der Besetzung untereinander. Besonders in Sachen Liebe tut sich einiges...


Auch die Gastrollen sind wieder sehr interessant in Staffel 2. Erstmals bekommt man die Brüder von J.D und Turk zu Gesicht, die selbstredend wieder einige Unruhe ins Leben der Beiden bringen. Es passiert einiges rund um die Krankenhausbesetzung, so viel steht fest.

Sehr gut gelungen und zwar noch besser als in Staffel 1, ist die Verknüpfung der Folgen miteinander. Für eine Comedy-Serie ist es ungewöhnlich, dass sie ein derart sinnvolles Grundkonzept verfolgen. Nebenhandlungsstränge werden nicht unter den Tisch fallen gelassen, sondern werden bei Gelegenheit wieder aufgegriffen. Ansonsten wird das Niveau des Vorgängers in allen Belangen gehalten.

SCRUBS bleibt zum brüllen, SCRUBS bleibt gut gespielt, SCRUBS bleibt einzigartig und SCRUBS bleibt in den passenden Momenten absolut berührend.

Spätestens in dieser Staffel wird eindeutig was für eine geniale Serie hier erschaffen wurde. Trotz dessen, dass keinerlei Neuerungen was Settings, Cast oder sonstige Sachen betrifft vorhanden sind, bleibt SCRUBS eine Augenweide durch und durch. Die Figuren werden gefestigt, Zwangsneurosen, Tagträume, all diese Dinge werden Teil der Charaktere und die Macher weichen kein Stück von ihrer Charakterzeichnung zurück, sodass sich eine Dynamik innerhalb des Casts entwickelt der zumindest im US-Comedy-Bereich unübertroffen bleibt. Staffel 2 ist der vorläufige Höhepunkt eines einmaligen Projektes. 


Bewertung: 10/10


Genre: Comedy
Originaltitel: Scrubs
Idee: Bill Lawrence
Darsteller: Zach Braff, Sarah Chalke, Donald Faison, Judy Reyes, John C. McGinley, Ken Jenkins, Neil Flynn
Erscheinungsjahr: 2002
Produktionsland: USA
Laufzeit: ca. 22 x 22 Minuten
Originalsprache: Englisch

Samstag, 23. November 2013

Audreys Gedanken zu... Schönen Bildern



 
Die Elemente eines Films sind vielzählig: Soundtrack, Mimik, Geschichte... aber im Großen und Ganzen bestehen Filme aus Bildern. Jeder Film hat seine eigenen Bilder. Sie entfalten ihre individuelle Wirkung und wenn alles gut geht, passen sie ins Geschehen rein. Manche Bilder sind schwarz-weiß, manche bunt. Es gibt grobkörnige, polierte, surreale, nüchterne, staubige, lebendige, dunkle, helle Bilder mit Blaustich, Gelbstich, in der freien Natur aufgenommene, im Studio aufgenommene. Sie sind der Grund warum der Film ein Film ist, denn was wäre der Film ohne seine Bilder?
Was man aber nicht vergessen darf, sind die ganzen anderen Elemente, die den Film erst zu der faszinierenden Kunst machen, allen voran die Geschichte.
 
Also was ist, wenn die Geschichte schlecht ist, aber die Bilder wunderschön? Ist der Film dann trotzdem toll oder können Bilder alleine einen Film nicht tragen auch wenn sie das wichtigste Bestandteil sind?
 
Meiner Meinung nach kann eine Geschichte alleine einen Film tragen. Selbst einem Film mit hässlichen Bildern kann man noch viel abgewinnen, solange die Geschichte stimmt.
Bei einem Film oder auch einer Serie, die außer schönen Bildern nichts berauschendes aufweisen kann, fällt mir die Gut-oder-Schlecht-Frage schon etwas schwerer. Doch woran liegt das? Sind die Bilder vielleicht doch nicht das Wichtigste an einem Film?
Vielleicht liegt es auch daran, dass es einfacher ist schöne Bilder zu schaffen als eine schöne Geschichte. Besonders in der heutigen HD-, Photoshop-, Polierzeit braucht es eigentlich nur eine gute Kamera und die passenden Programme um ein kleines, bildliches Kunstwerk zu zaubern.
Für eine gute Geschichte allerdings braucht man noch immer eine Sache, die sich nicht kaufen lässt: Kreativität. Und das es an der viel zu oft mangelt, ist kein Geheimnis. Es scheint als ob jede Konstellation, jeder Handlungsansatz durchgekaut wäre und das deshalb nur schöne Bilder den Film/die Serie retten könnte. Auch wenn man nicht alles schwarz malen sollte -  es gibt immer noch genug Filme und Serien die etwas Neues erschaffen - stimmt es im Groben schon. Die Bilder werden immer sauberer und die Geschichten immer konventioneller.
 
Der Grund warum ich überhaupt auf die Idee kam, schöne Bilder zu hinterfragen, war die Miniserie Top of the Lake. Sie bot einem nämlich die schönsten Naturbilder, stürzte einen aber zeitgleich in Verzweiflung wegen der unrunden, durschaubaren, nervigen Handlung. Und wenn ich so darüber nachdenke, komme ich auf eine Vermutung, warum schöne Bilder nicht alles sind.
Kunst soll eine Botschaft vermitteln. Vor allem bei Gemälden fällt mir dazu ein, was mir vor einem oder zwei Jahren mal eine Frau auf einer Ausstellung sagte. Sie sagte in etwa, dass jeder die klassischen Gemälde toll findet, weil sie schön aussehen und so anspruchslos sind, das man gar nicht über die Botschaft nachdenken muss. Bei den modernen Gemälden hingegen stoßen  viele dieser Mona-Lisa-Liebhaber an ihre Grenzen, denn das was sie sehen ist keine klassische Schönheit, sondern eine Schönheit und eine Kunst, die sie herausfordert, weil man sie nur begreifen kann, wenn man die Botschaft herausfindet.
Diese wahren Worte kann man mehr oder weniger auf den Film übertragen: Die Bilder können noch so schön sein, wenn sie keine Botschaft (= eine gute Geschichte) enthalten, sind sie blendend, anspruchslos, kurzweilig und unter dem Aspekt der Kunst nutzlos.
 


Dienstag, 19. November 2013

Scrubs - Season 1


Für John Dorian, Christopher Turk und Elliot Reid ist das Sacred Heart Hospital nun ihr neues Zuhause. Nachdem sie ihr Studium abgeschlossen haben werden sie jetzt als Assistenzärzte in die turbulente Welt des Krankenhaus-Alltags geschmissen und müssen nun in der Arbeitswelt Fuß fassen. Begleitet von einer mehr als einzigartigen Truppe von Kollegen, Chefs und Freunden entwickelt sich dieser zu einem Lebensabschnitt, welchen die Nachwuchs-Ärzte nie wieder vergessen werden.

SCRUBS ist eine dieser Serien zu denen man sich nicht beim ersten Mal traut etwas zu schreiben. Zu bedeutend sind die Momente, die dieses Projekt entwickeln, zu liebenswürdig die Figuren, zu legendär die Tagträumge eines John Dorian und zu komisch die Ideen der Macher.
Es muss schon ein besonderes erfüllendes Gefühl sein wenn ein Mensch wie Bill Lawrence merkt, dass seine Idee zu einer Serie taugt, die zumindest über Acht Staffeln verteilt ein gigantisches Niveau hält und durchweg gute Kritiken erhält. Liebt man die eine Staffel, liebt man die anderen auch, so ist das mit SCRUBS. Doch zunächst beginnen wir mit Staffel 1.

SCRUBS beginnt bei der Eingliederung und Umsetzung seiner Charaktere sehr schnörkellos. Keine zwei Gesichter, kein böses Erwachen. Die Eigenschaften der Figuren werden tauchen sofort an der Bildoberfläche auf, es gibt ´Gut´ es gibt ´Böse´ aber es gibt vor allem in jedem Fall urkomisch. Über die verschiedenen Rollen könnte man wohl stundenlang philosophieren und schreiben und das womöglich mit absoluter Freude. An vorderster Front agiert John Dorian, kurz J.D. Leitwolf und absolutes Aushängeschild. Die liebenswürdige Hauptfigur beglückt das Publikum vor allem mit seinen verrückten Tagträumen, seiner Bromance zu Turk und seinem zutraulichen Verhalten seiner Mitmenschen gegenüber. Zach Braff stellt hier unter Beweis das er ein Ausnahmeschauspieler ist, da er zahlreiche Momente beschert die unter die Haut gehen und in jeder Sekunde der Staffel abliefert. Er wird zur Identifikationsfigur der Serie und zum absoluten Publikumsliebling. Dann gibt es den coolen Chirurg Turk gespielt von Donald Faison, der die Beziehung zu J.D entscheidend prägt und auch ansonsten für einige Lacher verantwortlich ist. Der heimliche Liebling Dr.Cox, zynisch, rhetorisch genial und trotz seiner konstant abgeneigten Haltung gegenüber nahezu jedem Wesen auf diesem Planeten durch und durch sympathisch. Es gibt einige weitere Namen, Elliot Reid, Carla oder auch fantastische Nebenrollen wie Todd, Ted und die des Hausmeisters. Allesamt zum Brüllen. Es ist eine wahnsinnige Stärke dieser Serie, dass das Fehlen eines Charakters sofort auffallen würde und es gibt wirklich viele Figuren, die im Sacred Heart Hospital ihr Unwesen treiben.


SCRUBS grenzt sich in vielen Belangen von der typischen US-Comedy-Serie ab. Zunächst einmal ist SCRUBS keine Sitcom. Kein blechernes Gelächter, kein vorgeschriebenes Lachen. Was hier einen ganz großen Pluspunkt darstellt ist die Tatsache, dass SCRUBS keine pure Comedy ist. Was hier passiert wird als Dramedy bezeichnet. Klar steht der Humor im Vordergrund, dennoch ist ein Wichtiges Element der moralische Fingerzeig, der nahezu am Ende jeder Folge vorgesehen ist. Zwischenmenschliche Beziehungen, Alltagsprobleme, Dinge die jedermann kennt und mit denen jeder zu kämpfen hat, werden in SCRUBS zwar humoristisch visualisiert, aber nie ohne die nötige Ernsthaftigkeit abgehandelt. So wird dieses Projekt auch inhaltlich, von Seiten der Charaktertiefe und der ganzen emotionalen Bandbreite zu einem ernstzunehmenden Ableger, der mehr als nur einmal den Zuschauer in seiner ganzen Wucht zu berühren weiß. Zwischen all der Fröhlichkeit, der Verrücktheit, des Humors bewahrt sich SCRUBS eine Menschlichkeit, die so in keiner bisherigen Serie in dieser Form umgesetzt wurde. Zwischen all den Fassaden, den verschiedenen Charakteren haucht immer wieder ein melancholischer Luftzug der Freundschaft, Liebe und Zuneigung durch die mit Patienten gefüllten Hallen des Krankenhauses. All das macht die erste Staffel zu einem wahrhaft leichten Auftakt in ein ganz großes Abenteuer, welches Sehnsüchte, Wünsche und Träume erweckt und anregt.


Zwischen sympathischen und unsympathischen Patienten, zahlreichen lustigen und spannenden Nebenhandlungen, sowie der Interaktion jedes einzelnen Charakters mausert sich SCRUBS zur komischsten und ernstzunehmendsten Serie der letzten Jahre. Eine Abhandlung aller bewegenden Momente und Situationen, die das Leben so bietet, angeführt von einem nachdenklichen Zach Braff, der wohl eine der bedeutendsten Figuren und Leistungen in der Serienlandschaft abgeliefert hat. SCRUBS wirkt auf positive Art und Weise nach, und das als Bonus zu den ganzen Lachern die Folge für Folge herausgekitzelt werden. Eine famose Leistung, die so ganz gar nicht in Worte zu fassen ist. Staffel 1 stellt den Auftakt zu etwas ganz großem dar und ist von Sekunde 1 an, wie man so schön sagt ´on fire´. 


Bewertung: 09/10


Genre: Comedy
Originaltitel: Scrubs
Idee: Bill Lawrence
Darsteller: Zach Braff, Sarah Chalke, Donald Faison, Judy Reyes, John C. McGinley, Ken Jenkins, Neil Flynn
Erscheinungsjahr: 2001
Produktionsland: USA
Laufzeit: ca. 24 x 22 Minuten
Originalsprache: Englisch

Samstag, 16. November 2013

Audreys Gedanken zu… Hotels





Es gibt diese Orte, an denen viele Menschen zusammenkommen: Hotels, Züge, Märkte, Konzerte, Feiern... und diese werden auch oft in Filmen dargestellt. Doch an den meisten Orten kommen Menschen mit demselben Ziel zusammen. Es sind zwar unterschiedliche Menschen, klar, aber diese Orte werden nie denselben Reiz ausstrahlen wie dieser Ort, der ein wahrer Fundus an Schicksalen und Geschichten ist: Hotels oder auch Motels. Das einzige was die Menschen hier gemeinsam haben, ist, dass sie übernachten wollen und selbst diese Aussage würde ich noch nicht mal verallgemeinern.
Wenn man bedenkt wieviele verschiedene Menschen Tag für Tag sich in einem Hotel einfinden und was für Geschichten sie mitbringen, stellt sich schon fast die Frage, warum es so wenig Filme gibt, in denen ein Hotel der Handlungsort und -ausgang ist.
Ich spreche hier nicht unbedingt von diesen Hotels, in denen gestresste Geschäftsleute ihren Espresso morgens exen oder wo gelangweilte Touristen sich bei der Rezeption beschweren, dass die Klimaanlage zu laut sei (auch wenn diese Schicksale schon manchmal interessante Geschichten bereithalten können) nein, ich rede hier von diesen leicht bis sehr schäbigen Hotels, in denen tagsüber betrügende Ehemänner und Ehefrauen ein und aus gehen und in denen nachts Leute einchecken, die aus unbekannten Gründen nicht nach Hause können. Orte in denen sich die banalen, aber interessanten Geschichten einer Stadt auf eine harte Matratze für ein paar Geldscheine zum Schlafen hinlegen. Die Frage, was wohl in den anderen Zimmern passiert, wird hier perfektioniert. Es geht noch nicht mal um das einzelne Schicksal, sondern einfach darum, dass sie alle unfreiwillig und zufällig zusammen kommen und mehr oder weniger Auswirkungen aufeinander haben.



Bei meiner Faszination für eben solche Hotels war es eigentlich kein Wunder, dass es mir vor ein paar Tagen Mystery Train besonders antat. Kurz gesagt geht es in dem Film um 24 Stunden, in denen drei verschiedene Personengruppen (ein japanisches Touristenpäarchen, eine Italienerin die sich per Zufall mit einer dauerplappernden Frau das Zimmer teilt, drei vor der Polizei flüchtenden Männer) die abends in dasselbe Hotel einchecken und die nichts miteinander verbindet abgesehen von dem Pistolenschuss am Morgen.

Es ist einfach banale Geschichten zu erzählen, wir selber tun es tagtäglich, aber es ist schwer sie so interessant zu erzählen, dass sie uns selber etwas mitgeben. Hotelfilme erzählen diese banalen Geschichten. Sie sind die wahren Sammelpunkte von Schicksalen. Vergesst Bahnhöfe, Flughäfen etc. dort interessiert sich niemand für eine Geschichte. In Hotels gehört es aber dazu, sich die Frage zu stellen, was im Nachbarzimmer passiert. Es ist der Reiz der Banalität, der diese Orte ausmacht und vor allem die Filme, in deren Mittelpunkt ein Hotel steht.
Vor allem aber - und das kann man gerne als Lichtblick in dieser Menge von Schicksalsgelaberefilme sehen - ist diesen Filmen das Schicksal egal. Es existiert nur der Zufall. Vielleicht stacheln uns diese Filme ja sogar dazu an, nicht immer alles zu planen, sondern mehr spontan zu sein und in den kleinen, feinen Geschichten des Lebens auch etwas Interessantes und poetisches zu sehen.


Montag, 11. November 2013

V wie Vendetta - Eine atemberaubende Comicverfilmung


"Ich hoffe das die Welt sich ändert und die Dinge besser werden. Aber am meisten hoffe ich das du verstehst was ich meine wenn ich dir sage, obwohl ich dich nicht kenne und obwohl ich dir wohl nie begegne, ich nie mit dir lache, weine, oder dich küsse, das ich dich liebe von ganzem Herzen, Ich liebe dich..."

In einem totalitär geführten Großbritannien herrschen ganz andere Sitten wie man sie von der heutigen Gesellschaft gewohnt ist. Großkanzler Sutler verhängt Ausgangssperren, der Besitz des Korans wird mit dem Tode bestraft, die Queen gehört der Vergangenheit an. Genauso wie die Pulverfaßverschwörung Guy Fawkes´. Der 5. November, ein Tag an dem sich Teile des Volkes gegen die Regierung auflehnten und ihre Macht demonstrierten.
Als plötzlich ein als Terrorist deklarierter Maskierter namens ´V´ auf der Bildfläche erscheint horcht nicht nur die gesamte Nation auf, sondern auch Großkanzler Sutler, der die Gefahr wittert und mit aller Macht das Unheil abwenden will, welches ihm zu blühen scheint. Mit einer Fawkes-Maske und einem Klingen-Arsenal bewaffnet erschafft der mysteriöse Rächer einen Plan, der binnen eines Jahres mit der Sprengung des House of Parliaments gipfeln soll. Die Behörden sind informiert, doch einige Fragen bleiben offen. Wer ist dieser ´V´? Was ist seine Geschichte? Und dann ist da auch noch Evey. Eine Frau, die eben diesem ´V´, ihr gesamtes Leben zu verdanken hat.

Es ist schon immer wieder aufs neue eine Faszination, wie Filme sich zu denkwürdigen Momenten entwickeln können. Wie Bilder, Geschichten, Figuren und Schauspieler einem unter die Haut gehen können. Wie spezielle Filme sich zu so einem Besonderen Erlebnis mausern können, das dieses in irgendeiner Form immer im Hinterkopf bleiben wird. Besonders, ein Wort mit dem so Recht wohl keiner wirklich was anfangen kann. Was ist denn Besonders? Ich denke zunächst einmal, dass etwas besonderes in der gesehen Form subjektiv betrachtet noch nicht dagewesen ist. Das Emotionen oder auch Elemente auf einen einfließen, die man nicht wirklich filtern bzw. definieren kann. Deshalb ist das Besondere eines Filmes für jede Person auch individuell. Was am Ende bleibt ist die Euphorie für diesen Speziellen Streifen gepaart mit der sachlichen Suche nach Gründen für diese.

V WIE VENDETTA ist eben so ein Besonderer Film. Mit Regisseur James McTeigue an vorderster Front entsteht eine Comic-Verfilmung die nur in ganz wenigen Fällen seinesgleichen findet. Wo frühere D.C. - Verfilmungen wie ´Daredevil´ patzten und Fehler produzierten, macht V WIE VENDETTA nicht nur keine, sondern setzt gleichzeitig auch noch Ausrufezeichen am laufenden Band. Mit einem phänomenalen Cast, geschliffenen Dialogen sowie Monologen und einer Geschichte die dem Publikum Gänsehaut beschert kann sich dieses Projekt auf einer Stufe mit den Batman – Ablegern sehen.


"Menschen verleihen Symbolen Macht. Für sich betrachtet ist ein Symbol bedeutungslos. Aber wenn genügend Menschen dahinterstehen, kann die Sprengung eines Gebäudes die Welt verändern."


Die düsteren Grundtöne und Umrisse deuten schon von Beginn an einen dramatischen Actionthriller an, der seine Spannung nicht nur von Sekunde 0 aufbaut und diese auch bis zum Schluss halten kann, sondern mit dem Finale auch noch eine ganz gehörige Schippe drauflegen kann und uns wohl eine der legendären Sequenzen der Filmgeschichte präsentiert.
Ein bedeutender Grundbaustein, der zum gerade angesprochenen Ergebnis führt ist, dass V WIE VENDETTA nicht lange fackelt. Der Zuschauer wird quasi mitten in den Film geworfen, sofort passiert etwas. Keine ermüdende Vorgeschichte, der Streifen baut sich ungemein clever auf, hält das Publikum von vorne weg bei Laune und erzählt die Hintergründe in spannender Manier nach und nach, sodass sich der Beobachter obendrauf auf einige Rätsel freuen kann, die allesamt ordentlich aufgelöst werden und sich in die Gesamtstruktur der Comicadaption tadellos einfügen.

Die Kampf-Choreos sind auf allerhöchstem Niveau gedreht worden, Actionliebhaber werden alleion durch diese Passagen schon zufriedengestellt. Der finale Kampf ´V´s lässt die Kinnladen runter fallen und ist mit ein Beispiel das der Film den Spagat zwischen seichtem Actionkino und einer für eine Comicverfilmung ausgesprochen ausgefeilten Charakterzeichnung sehr gut ausgeführt hat. V WIE VENDETTA nimmt sich die Zeit die er braucht ohne hektisch zu werden. Die Gänsehaut-Momente, der Tiefgang, die gefühlvollen Teile des Streifens. All diese Elemente werden harmonisch in das Gesamtprodukt eingegliedert und wissen ausnahmslos zu überzeugen. Hugo Weaving, der sich aufgrund seiner Maskerade vollkommen auf seine Gestik und seine physische Präsenz konzentrieren kann, liefert soweit sich das beurteilen lässt eine optimale Leistung ab. An seiner Seite agiert Natalie Portman, die einmal mehr zeigt was für eine grandiose Schauspielerin sie ist. Mit Abstand die beste Schauspielleistung des Projektes. Wandlungsfähig, emotional, einfach gut. Die Figur der Evey war mit Sicherheit am schwersten zu verkörpern und dennoch leistet sie das Geforderte scheinbar mühelos was sicherlich nicht verwunderlich ist, führt man sich beispielsweise ihre Leistungen in HAUTNAH und GARDEN STATE vor Augen.
Ebenfalls Erwähnung finden sollte Stephen Rea, der die Rolle des Inspector Lewis Porthrero innehält. Hin- und Hergerissen zwischen seinem Auftrag der Regierung und dem Gesetz zu dienen und seiner eigenen Moral entwickelt er sich langsam aber sicher zu einem der ganz klaren Sympathieträger dieses Filmes.

Ganz großes Highlight aber sind die unheimlich mächtigen Bilder. Es ist wahnsinnig welche Kreativität James Teigue und sein Kamerateam an den Tag gelegt haben müssen um eine solche Wirkung zu erzielen. V WIE VENDETTA spoilert sich selbst, die Figur des Großkanzlers erinnert an den vergangenen und allseits bekannten Deutschen Diktator, Slow Motion wird perfekt eingesetzt, dröhnende Klänge untermalen verschiedene Collagen und Zusammenschnitte die zunächst aus der Lust gegriffen scheinen, letztlich aber passen wie die Faust aufs Auge. Das Zusammenspiel des sanften Scores mit mächtigen Instrumentals, all diese Sachen sind Belege eines filmtechnischen Meisterwerkes der Moderene. Wenn man sich all dies zu Gesicht führt fällt es einem gar nicht mehr so schwer zu verstehen warum V WIE VENDETTA etwas ganz Besonderes ist.

"Unser Integrität hat einen so geringen Preis, aber eigentlich ist Sie alles was wir haben. Das allerletzte Bisschen von uns. Aber innerhalb dieses Bisschens, sind wir frei!" 


Bewertung: 09/10


Genre: Action, Thriller
Originaltitel: V for Vendetta 
Regisseur: James McTeigue
Darsteller: Natalie Portman, Hugo Weaving, Stephen Rea, John Hurt, Stephen Fry
Erscheinungsjahr: 2006
Produktionsland: USA, UK, Deutschland
Laufzeit: 132 Minuten 
Originalsprache: Englisch
Altersfreigabe: FSK 16


Samstag, 9. November 2013

Audreys Gedanken zu... Soundtracks




Kann ein Soundtrack alleine einen Film tragen?

So ziemlich jeder würde es bestätigen, dass bestimmte Schauspieler und Schauspielerinnen einen Film alleine durch ihr Talent in gute Höhen tragen können und dass Story, andere Schauspieler und was sonst noch so zum Film gehört vor ihnen zurückweicht. Doch kann auch ein Soundtrack eine Hauptperson werden und einen Film mit eigentlich nicht allzu überragender Story und netten Schauspielern in die Höhen eines angehenden Meisterwerks tragen?
Es gibt viele Filme, die einem einfallen, die durch den Soundtrack sehr verbessert und einzigartig werden. Manchmal ist es nur ein Lied oder eine mit Musik untermalt wird, die den Film zum Kult macht (als erstes fällt mir da Breakfast at Tiffany’s und vielleicht auch noch Apocalypse Now ein) und man fragt sich im Stillen: Wäre der Film genauso gut ohne diese Szene, diesem Lied?
Und dann gibt es auch die schon erwähnten Filme, die ohne ihren Soundtrack nichts wären oder zumindest nicht so viel wie im originalen Zustand. Sie kreieren mit ihren Liedern eine einzigartige Atmosphäre, die kein Bild, keine Mimik der Welt erschaffen könnte und tragen den Film so auf musikalischen Schwingen nach weit oben.

Eigentlich gibt es keinen Zweifel daran, dass es solche Filme gibt, vor allem wenn man sie schon selber erlebt hat. Letzens sah ich Oh Brother where art thou und war danach ganz verzaubert von der leichten, gemütlichen, zauberhaften Musik, die einem das Gefühl vermittelt, an einem Lagerfeuer zu sitzen und den besten Abend seines Lebens zu erleben. Ohne dieses durch die Musik entstandene Gefühl wäre der Film wahrscheinlich nur halb so viel gewesen. Denn die Story hatte mehr Potential zum Rumdümpeln als zum Mitreißen, die Optik war auch nicht das Wahre und abgesehen von George Clooneys Mimik war auch nicht viel mehr Begeisterungswürdiges zu entdecken, aber gut ich bin ja auch kein wirklicher Super-Duper-Coen-Fan.
Meiner Meinung nach gibt es also die Filme, die nur vom Soundtrack getragen werden, genauso wie die Filme, die nur von Bildern oder Mimik getragen werden. Allerdings glaube ich sollte man einen Film nicht nur darauf reduzieren, sondern gerade wegen dem Erleben einer einzigartigen Atmosphäre sich auch trauen dahinter zu schauen.
Zudem drängen sich dann auch Fragen auf, ob es eine Zauberformel für Soundtracks gibt, ob gute Soundtracks ein Bestandteil des Films sind oder nur der Manipulation dienen, aber die Fragen sind etwas für die nächsten Male.


Viel mehr würde mich jetzt eure Meinung zu dem Thema, ob ein Film nur durch einen Soundtrack getragen werden kann, interessieren.


Dienstag, 5. November 2013

The Help - Überbewertet ja, Oscar nein


You is kind. You is smart. You is important.“

Als Tate Taylor 2011 das Drama THE HELP abdrehte konnte man sofort erahnen wo genau die Reise hingehen wird. Da ist der Rahmen den die amerikanische Bürgerrechtsbewgung in den 60ern gibt, da haben wir talentierte Schauspielerinnen, einen äußerst moralischen Handlungsstrang und klischeehafte Charaktere, die den Streifen irgendwie über die Ziellinie befördern wollen. Da dieses Unterfangen dank der enormen Laufzeit des Filmes einem waschechten Marathon ähnelt, entpuppt sich diese Mission als eine äußerst schwierige. Taylor schafft es leider nicht den durchaus bewegenden Stoff auch als solchen zu bebildern. Somit ärgert sich der Zuschauer über einen grenzenlos überbewerteten Streifen in allen Belangen, der zwar kein Totalausfall ist aber weit an dem publizierten Haupttenor vorbeischrammt.

Wir schreiben die Anfangszeit der 60er-Jahre. In den Südstaaten-Siedlungen der High Society ist es Gang und Gebe farbige Kindermädchen einzustellen, die völlig unterbezahlt die gesamte Hausarbeit und Erziehung übernehmen. Auch Aibileen ist eine dieser Haushaltshilfen und arbeitet schon seit langer Zeit in diesem Milieu. Als die junge ´Skeeter´, welche selbst aus der gehobenen Gesellschaft stammt, ihrem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn unterliegt, kommt sie auf die waghalsige Idee ein Buch über die Umstände in den prunkvollen Palästen des Ortes Jackson, Mississipi zu veröffentlichen. Gemeinsam mit den mutigen Putzdamen Aibileen und Minny stellt sie ein Werk auf die Beine welches die abgehobenen Schnösel, des Villenviertels aus ihrer verschrobenen Realität reißt.

Wie oft das Thema Rassismus in Filmen schon durchgekaut wurde kann wohl keiner genau sagen. Jedenfalls schon sehr oft. Zu oft kann man nicht einmal sagen, es ist ja eben eine der Künste des Filmes Themen auf verschiedenste Weisen zu inszenieren und zu verarbeiten. Denken wir einmal an ´American History X´. Hier wurde Rassismus und Antisemitismus auf eine Art und Weise dargestellt die das Publikum fassungslos zurückgelassen hat. Diese Meisterwerke sorgen für frischen Wind in den verschiedenen Motiven, diese Filme werden zu Recht wertgeschätzt und hoch gelobt.
Sehen wir uns dagegen THE HELP an, finden wir genau das Gegenteil. Hier haben wir ganz wenig erfrischendes, ganz wenig aufhorchen, ganz wenig Atem stocken. Sicherlich gibt es einige gute Eigenschaften die den Film ein wenig ausmachen. Da wären zum einen Viola Davis und Octavia Spencer, die sicherlich ordentlich bis gut schauspielern allerdings keineswegs so gut das hier der Oscar vergeben werden muss. Da haben wir die mit Abstand stärkste Leistung des Filmes, welche Jessica Chastain vollbracht hat. Mit herrlichem Overacting und ihrem wuchtigen Auftreten kann sie mit ganz wenig Screentime ganz viele Sympathien gewinnen. Damit hat es sich letztlich auch. Emma Stone zeigt, dass sie als gutaussehende junge Frau in auf Hochglanz polierten Rom-Com´s deutlich besser aufgehoben ist als in der tragenden Rolle eines Dramas. Die meiste Zeit wirkt sie ängstlich und überfordert, überhaupt nicht in der Lage eine wichtige Hauptrolle zu Genüge auszufüllen. Parallel dazu sieht man dümmliche Hausfrauen überreagieren, was zum einen natürlich so sein muss um den Konflikt welchen der Film behandelt zu verdeutlichen, zum anderen jedoch in Kombination mit der wirklich langen Laufzeit den finalen Genickbruch bedeutet.



You my real mama, Aibi.“


THE HELP scheitert in aller erste Linie an seinem ständigen Wechsel der Genres. Auf der einen Seite will der Film so dramatisch wie möglich wirken, auf der anderen Seite mit lockeren Sprüchen und Handlungen die Umstände ein wenig auflockern. Im Falle dieses Dramas hat dieser Spagat überhaupt nicht funktioniert. Die Charaktere sind dem Publikum mit der Zeit egal, da die Gemeinheiten denen sie ausgesetzt sind überhaupt nicht kraftvoll genug in Szene gesetzt werden. Der Funke springt überhaupt nicht über, Gänsehaut ist ein Fremdwort.

Die Öffentlichkeit wird zudem nahezu aus dem Spiel gelassen. Der gesamte Konflikt wird in diesen einen speziellen Viertel ausgetragen. Die Hausmädchen aber erwecken nicht diesen elementaren Eindruck, dass der Zuschauer mit ihnen leiden muss. Kleine Lappalien werden sinnbildlich in den Fokus gerückt um dem Publikum zu verdeutlichen was sich die Betroffenen alles anhören müssen. Diese eben genannten Lappalien jedoch reichen nicht aus um das Gewissen soweit ins Schleudern zu bringen wie das letztlich nötig gewesen wäre.

So bleibt THE HELP ein verkorkster Oscar-Preisträger, der sich zwar durch den ordentlichen Cast irgendwie noch retten kann, aber zu keinem Zeitpunkt eine authentische und ergreifende Atmosphäre erzeugen kann. Ohne dieses Element ist ein Drama so nutzlos wie ein Haus ohne Dach. Genau so nutzlos ist THE HELP.



God says we need to love our enemies. It hard to do. But it can start by telling the truth.“ 


Bewertung: 04/10


Genre: Drama
Originaltitel: The Help 
Regisseur: Tate Taylor
Darsteller: Emma Stone, Viola Davis, Octavia Spencer, Jessica Chastain, Brian Kerwin
Erscheinungsjahr: 2011
Produktionsland: USA
Laufzeit: 146 Minuten 
Originalsprache: Englisch
Altersfreigabe: FSK 0

Sonntag, 3. November 2013

The Last Stand - Arnie´s verpatztes Comeback


Für Sheriff Ray Owens liegen die turbulenten Jahre seines Berufes schon weit zurück. Früher als City-Cop auf Verbrecherjagd gegangen, hat er sich jetzt in ein Dorf nahe der mexikanischen Grenze versetzen lassen um die letzten Jahre seines Lebens ruhig und gelassen ausklingen zu lassen. Als aber der gefürchtete und berüchtigte Drogenhändler Gabriel Cortez bei einer Verlegung seiner Person in ein anderes Gefängnis fliehen kann, kommt dem beschaulichen Dorf an der Grenze eine besondere Rolle zu. Die FBI-Agenten rund um Agent John Bannister haben die Vermutung, dass der flüchtige Großkriminelle genau dieses Dorf benutzt um in seine Heimat zu gelangen. Auf einmal herrscht Alarmstufe Rot im Provinznest und Sheriff Ray Owens muss der Welt beweisen, dass er noch längst nicht zum alten Eisen gehört.

City meets Provinz, ein Aspekt des Actionfilms, dass man schon unheimlich oft vor die Augen bekommen hat. THE LAST STAND nimmt sich genau dieses Motiv zum Leitfaden des Filmes und versucht rund um die Action-Ikone Arnold Schwarzenegger einen packenden Actionstreifen zu formen, der auch gleichbedeutend mit dem Hollywood-Debüt Kim Jee-Won´s ist.
Wie immer bei großen Rückkehrern sind die Erwartungen unheimlich hoch. In diesem Fall jetzt vielleicht nicht in dem Maße wie man es das ein oder andere Mal schon mitbekommen hat, aber dennoch möchte der Zuschauer hier auf hohem Action-Niveau unterhalten werden, ganz einfach weil der Name Schwarzenegger in der Regel für tolle actiongeladene Unterhaltung steht.

Im Prinzip kann gesagt werden, dass bei THE LAST STAND zwar einer der bekanntesten Menschen auf diesem Planeten den Weg zurück vor die Kamera findet, aber keinesfalls den Weg zurück zu einer Top Action-Produktion. Dafür wird zu viel auf die Schwarzenegger-Karte gesetzt, zu wenig eigenes kreiert, zu wenig Action geboten und zu wenig Spannung aufgebaut.
Ein Film, der so vorhersehbar ist, der so wenig eigene Einflüsse zu bieten hat, kann einfach trotz dieses Comebacks nicht als gelungen oder als gut betitelt werden. Zwischen sparsamen Johnny Knoxville – Gags und müden Verfolgungsjagden kann sich THE LAST STAND nicht entscheiden was er jetzt eigentlich erreichen will. Ob Gangsterfilm, Cop-Thriller oder einfaches Rumgeballer. Keine Sparte wird hier ausreichend bedient, sodass man sich in bedeutungslosen Weiten des Action-Genres verliert und das Comeback Schwarzeneggers dafür missbraucht um Geld in die Kinokasse zu spülen.


Ein völlig unterforderter Forest Whitaker, wenn man sich seine Leistung in DER LETZTE KÖNIG VON SCHOTTLAND in Erinnerung ruft. Ein Johnny Knoxville, dessen Person nur im JACKASS – Franchise etwas zu suchen hat und ein Arnold Schwarzenegger, der für eine Wiederkehr auf die Filmbühne, zu wenig Screentime bekommt, wenn man ihn als Hauptdarsteller ankündigt. Hier hat vieles nicht gepasst, die Anzahl der Actionszenen, der Cast und auch die Settings waren nicht imposant oder ausgeklügelt genug um hier etwas Besonderes erkennen zu lassen.


Unterm Strich ist THE LAST STAND eine misslungene Action-Produktion, die die Freude auf ein Wiedersehen mit einer der größten Legenden des deutschsprachigen Raumes zu Nichte macht und Arnold Schwarzenegger ganz deftig auf den Hosenboden plumpsen lässt. THE LAST STAND kann die Erwartungen, die an ihn gestellt wurden, zu keiner Zeit auch nur annähernd erfüllen und versinkt so in der Bedeutungslosigkeit der Filmgeschichte.  


Bewertung: 03/10


Genre: Action
Originaltitel: The Last Stand
Regisseur: Kim Jee - woon
Darsteller: Arnold Schwarzenegger, Johnny Knoxville, Forest Whitaker, Rodrigo Santoro, Jaimie Alexander
Erscheinungsjahr: 2013
Produktionsland: USA
Laufzeit: 107 Minuten 
Originalsprache: Englisch
Altersfreigabe: FSK 18 (gekürzte Versionen: FSK 16; FSK 12)

Samstag, 2. November 2013

Audreys Gedanken zu… Barock




Es kommen diese Momente, in denen ich realisiere, dass das, was ich in der Schule gelernt habe, mir nicht nur im Leben etwas bringt, sondern sogar beim Filme schauen. Im letzten Monat herrschte in meinem Deutschunterricht nämlich das literaturgeschichtliche Thema Barock, eine Zeitepoche um den Dreißigjährigen Krieg herum.
Nun war ich davon schon so recht begeistert, einfach weil es mich interessiert, und deshalb willig, auch richtig gut für den abschließenden Test zu lernen. Am Ende quoll mir der Barock quasi aus den Ohren raus. Doch gesättigt war ich noch lange nicht. Plötzlich begann ich in Filmen barocke Materialien und Gedanken zu erkennen, denn wir hatten natürlich auch durchgenommen, dass die barocken Gedanken heutzutage sehr aktuell sind. Allerdings dachte ich, dass sich das nur in der Jugendsprache (YOLO) und der Gegensätzlichkeit unseres Lebens äußert. Ich hätte nicht gedacht, dass es auch so viel Einfluss auf Filme nehmen kann, dass ich einen Film in die Paradebeispiele für das barocke Gedankengut einreihen will, auch wenn er damals im Entferntesten noch nicht existiert hat.
Zuerst sah ich Il Gattopardo und meinte in der Lebensweise, Musik und der Dekoration und Architektur der Häuser barocke Elemente zu entdecken. Ich nahm es als eine kleine Gedankenspinnerei von mir wahr, da anscheinend noch niemand anders diesen Zusammenhang erstellt hatte.
Dann allerdings sah ich La Dolce Vita, der ja in der Beschreibung schon als barock bezeichnet wurde. Ich sah alles, wovon wir im Unterricht gesprochen hatten: schier unbändige Lebenslust, überbordende Feste und Musik, endloses Feiern, geschminkte Menschen, wunderschöne Kleider, Jugendlichkeit, Menschen in der Blüte ihres Lebens, Süße, Sehnsucht, Gegensätze und Welten, die sich wahrnehmen, aber nie treffen und all das nur um die Vergänglichkeit, die Zukunft zu verdecken. 



„Vielleicht hat er es (Selbstmord) getan, weil er Angst hatte ,..., vielleicht hatte erAngst vor diesem Leben, vor der Zukunft.“ sagt Marcello einmal und irgendwie war damit alles erklärt. Ein sinnloses Leben, leer und ziellos, eine goldene Seifenblase, die nicht nur vor ein paar Jahrhunderten existiert hat, sondern immer noch 1960 und erst recht jetzt. 
Ich glaube, wenn ich das Thema nicht schon schulmäßig durchgenommen hätte, hätte ich den Film nicht verstanden – wobei, was heist nicht verstanden, ich hätte ihn nicht begriffen und somit auch nicht so begeistert gern gehabt.