Samstag, 18. Januar 2014

Audreys Gedanken zu... filmischen Exzessen

 
 
 
 
In den letzten Jahren machte sich im Kino ein Trend breit, der momentan durch The Wolf of Wall Street in der vielleicht meisterlichsten Darstellung wieder bestätigt wird. Exzesse - Drogen, Sex, Gewalt, Geld, Rausch - all das scheint nicht nur die Filmemacher, sondern auch das Publikum zu begeistern. Partyfilme wie Hangover I-III und Project X, Gewaltexzesse wie Only God Forgives, ein Film mit expliziten Sexszenen nach dem anderen und jetzt die geballte Ladung von alldem mit dem Schrei nach Mehr in The Wolf of Wall Street. Da können Superhelden und ähnliches Getier ihre Koffer packen.
Zwar ist nicht jeder dieser Filme ein absoluter Kassenhit gewesen, aber als ich gestern meinen Blick über ein komplett gefülltes Kino schweifen ließ, die alle gebannt zuschauten wie Leonardo DiCaprio sich mit Drogen vollpumpte, wurde mir klar, dass es sicherlich nicht der letzte exzessive Film war, vielleicht war er auch erst einer der ersten am Anfang eines Trends.
 
Die Frage ist jetzt aber nicht, ob diese Art von Filmen gefährlich ist; Moralapostel sollten solche Filme eh meiden, denn man muss kein Experte sein, um festzustellen, dass die Moral in solchen Filmen quasi gar nicht existiert und dass sich um diese Tatsache auch gar keiner schert.
Die Frage ist eher, was dieser Filmtrend über unsere Gesellschaft aussagt. Partys hat man schon immer gefeiert, das ist absolut nichts neues. Um solche Filme zu mögen muss man noch nicht mal der absolute Partygänger sein. Es ist vielmehr so, dass der Anspruch an einem Film, in seiner Welt zu versinken, immer mehr perfektioniert wird. Zumindest war es bei mir so, dass ich aus Filmwelten wie Only God Forgives oder The Wolf of Wall Street gar nicht mehr wieder erwachen wollte.

Doch heißt das jetzt, dass wir nicht mehr nur auf realen Partys feiern, sondern auch in Filmen weiterfeiern oder das wir unsere Partys schlichtweg verlegen, weil in der fiktiven Welt fas keine Grenzen vorhanden  sind. Oder ist es gar eine Vorhersage für die Zukunft einer neuen Generation, die ihre Freiheit nicht mehr in nüchternen Dingen wie Glück oder Liebe findet, sondern im exzessiven Rausch begleitet von Musik, Drogen, Sex und Gewalt?
Was sagen die Filme und unsere Begeisterung für sie wirklich über unsere Gesellschaft und ihre Zukunft aus?
Ist es unsere innere Sehnsucht oder schon längst Realität? Steht uns eine neue barocke Zerrissenheit bevor oder ist unsere Welt schon längst zerrissen zwischen nüchterner, ängstlicher Realität und rauschhafter Irrealität?
Der Gedanke scheint gar nicht so abwegig, dass unsere Welt wieder hin-und herschwankt zwischen Todesangst und Lebenslust und das beweisen nicht nur Filme und Medien, sondern auch unser ganz normaler Alltag, an dem man tagsüber ängstlich zusammenzuckt bei den neusten Nachrichten aus aller Welt und abends feiern geht, auch wenn es angeblich nichts zu feiern gibt.
 
 
 

 

Samstag, 11. Januar 2014

Audreys Gedanken zu... dem süßen Nichts

 
 
Zwei Menschen laufen durch die Straßen ohne Ziel und ohne Sinn. Der Zuschauer sieht die interessante und schöne Umgebung, nachts und tagsüber. Es entsteht eine eigenartige Poesie, alleine dadurch bedingt, dass... nichts passiert. Eigentlich müsste man sich langweilen, aber das Gegenteil ist eher der Fall: man starrt gebannt auf den Bildschirm, saugt alle Eindrücke und so viele Details wie möglich auf und erfreut sich am Leben, an der Welt. Und dabei passiert nichts - zumindest nicht mehr, als das Alltägliche.
Und doch gibt es diese Art von Filmen nicht selten. Jarmusch ist da eins der besten Beispiele. Seine Filme zeigen Menschen (oder auch manchmal Vampire) die nicht durchschnittlich sind, aber auch nicht so sonderbar, dass man sich nicht mit ihnen im Kern identifizieren können. Sie laufen in der Welt herum wie kleine Fremdkörper, ein wenig losgelöst und verwirrt und der Grund, warum der Zuschauer nicht weiß, wohin sie wollen, ist, dass sie es selber nicht wissen.
Auch andere Filme zelebrieren dieses Nichts wie zum Beispiel Lost in Translation. Auch hier sind es wieder zwei verwirrt verirrte Menschen, die zusammen die Stadt, das Leben und das besondere Nichts erkunden. Eine bedeutungsvolle Botschaft sucht man und findet man meiner Interpretation nach nicht.
Was ist also der Sinn dieser Filme? Wie schaffen sie es trotz allem mir zu gefallen?
In der Regel erwartet man von Filmen, dass sie eine Botschaft enthalten, unterhalten und in andere Welten entführen oft mittels einer guten Story. Kaum etwas von diesen Erwartungen scheint in obigen Filmen vorhanden und das ist zumindest ein Grund, warum diese Filme schwierig und nicht für jederman geeignet sind.
Bei meinen Überlegungen fällt mir auf, dass ich bei solchen Filmen oft darüber nachdenke, wie interessant es wäre, selber so etwas zu erleben. Selber in schäbigen Hotels sich gegenseitig mit Lippenstift anzumalen, selber bei verrückten Partys Karaoke zu singen und danach gelangweilt aneinander zu lehnen. Die Filme zeigen das Leben, nur ein bisschen abgedrehter als das alltägliche und eigene. Und deshalb ist es zumindest in meinem Fall so, dass ich mich gerne in diese Welten hinein versetze, zusammen mit den Protagonisten durch Straßen schlendere und so vielleicht eine ganz simple Botschaft entdecke: Lebe etwas mehr!
Dieses Mehr soll aber nicht bedeuten, dass man sich die Nachmittage mit einem neuen Hobby vollstopfen soll, sondern dass man gerade etwas weniger von all dem gesellschaftlichen Zeug machen soll, damit man die Möglichkeit hat etwas mehr zu leben, sich etwas mehr zu entfalten, sich etwas vom grauen Alltag abzuheben.
Es ist doch eine große Freiheit, einfach gedankenlos ohne irgendwelche Zeitbeschränkungen durch die Straßen zu gehen, zu fahren, zu schlendern, sich von den Lichtern begeistern zu lassen und einfach das zu tun was einem gerade gefällt. Es ist ein süßes Nichtstun, das natürlich nicht zum Alltag werden sollte, sondern einfach von Zeit zu Zeit genossen werden sollte. Denn Sorgen kann man auch noch morgen haben und das Leben ist noch lang.
 
 
 
 


Donnerstag, 2. Januar 2014

PRISONERS | Ein an die Grenzen treibender Thriller

(2013) / US / ca. 154 Minuten / FSK: 16 / Drama, Thriller, Krimi

Ein idyllisches Familienbild in irgendeinem Kaff, alles 0815, doch dafür gibt es auch kaum Probleme, ein typisches Vorstadtleben eben. Keller Dover (Hugh Jackman) wünscht sich nichts anderes und liebt seine Frau und Kinder über alles. Doch genau ein Teil von diesem Dasein wird ihm geraubt - seine eigene Tochter und die eines befreundeten Pärchens werden entführt, die Stunden und Tage vergehen und die Chance sie zu finden wird immer kleiner.

"Prisoners" spielt mit den Verlustängsten die jeder von uns in sich trägt. Bereits nach wenigen Minuten werden die wichtigen Szenen der Entführung, die man so gar nicht mitbekommt, eingeleitet und die ersten Gedanken die einem in den Kopf schießen ähneln den Worten "Verdammt, wie sehr würde es mich in diesen Momenten zerreißen". Es ist ein Szenario, welches nicht wirklich etwas besonderes ist, in unserer kaputten Medienwelt kriegen wir doch täglich solche Nachrichten ins Haus. Umso beeindruckender (und ja, auch schöner) ist es doch, dass solch eine Geschichte immer noch ganz tief ins Mark gehen und zeigen kann, dass man noch Gefühle für unbekannte Menschen entwickelt. Das ist nämlich ein ganz wichtiger Aspekt in "Prisoners" der auch dafür sorgt, dass der Film so wirkt, wie es vorhergesehen ist. Leute die sich emotional in diese Richtung versperren, werden langweilige Stunden über sich ergehen lassen. Doch der Rest wird seine gespaltene Persönlichkeit in Hugh Jackman und Jake Gyllenhaal wiederfinden und den doch sehr gleichen Helden beistehen während sie an ihre Grenzen gehen. 

"Making children disappear is the war we wage with God. Makes people lose their faith. Turns them into demons like you."

"Prisoners" ist ein vollkommener Thriller der heutzutage nach Gleichgesinnten sucht und mit seiner bodenständigen Beklommenheit die Kehle zuschnürt. Dennis Villeneuve fesselt ein Stück Grausamkeit und brennt es auf Zelluloid. 

8/10