Montag, 28. April 2014

Was Sie Schon Immer Über Sex Wissen Wollten - Woody Allen - Retrospektive #4

© Twentieth Century Fox

Liebe, Sex, Obsession, Passion. In manchen Zeiten ein streng gehütetes Geheimnis und Tabuthema, in manchen Zeiten ein Werbeinstrument und ´Hinhörer´. Egal in welchen Zeiten das Thema angesprochen wurde, immer war es ein interessantes Schlagwort, immer war es essenzieller Bestandteil des menschlichen Lebens und der Beziehungen zwischen Mann und Frau.
Woody Allen kreiert mit WAS SIE SCHON IMMER ÜBER SEX WISSEN WOLLTEN eine schonungslose Komödie über die Fähigkeiten und das Potential des sexuellen Aktes, der im zur Zeit des Jahres 1973 wohl seinesgleichen gesucht hat.

In zahlreichen Kurzgeschichten erzählt Allen was die Menschen schon immer über Sex wissen wollten aber sich eben nicht getraut haben danach zu fragen. Manche von ihnen sind interessanter, manche weniger interessant, manche amüsanter, manche weniger amüsant. Gemeinsam haben sie alle eine bestimmte Frage und eine bestimmte Folge.
Woody Allen visualisiert spielerisch leicht die Gefahr des Triebes. Mit abstrakten Ideen spricht er das wahrhaftige an, mit Komik trifft er die Realität, mit kindischen Spinnereien den bedeutenden Ernst des Lebens.

Lebenswerke werden mit einem Schlag zerstört, Beziehungen aufs Spiel gesetzt, das Leben an sich auf einen schmalen Grad bugsiert. Der Zuschauer mag vielleicht lächelnd über all diese existenziellen Probleme hinweg sehen, kann sich allerdings nicht von der direkten Aufmachung Allen´s lustigen Trauerspielchens verstecken. Spätestens am Ende jeder der einzelnen Geschichte merkt das Publikum das WAS SIE SCHON IMMER ÜBER SEX WISSEN WOLLTEN ernst macht und keine seichte Schenkelklopfer-Partie ist.
Der Mensch hat einige krankhafte Fantasien, Abwegigkeiten die ihn ansprechen, größere oder kleinere Dinge. Allen zeigt wie leicht der Mensch beeinflußbar ist, wie leicht man ihn manipulieren kann, wie leicht er sich von verschiedenen Sachen, Menschen, Lebewesen oder auch Situationen zu den krankhaftesten Aktivitäten hinreißen lässt. Vor der Lust ist niemand sicher.

© Twentieth Century Fox

Auch in WAS SIE SCHON IMMER ÜBER SEX WISSEN WOLLTEN agiert Woody Allen in einigen Geschichten selbst vor der Kamera. Meistens als sehr hibbelige oder aufgedrehte Figur, jedoch immer auffällig. Das der namhafte Regisseur auch vor der Kamera sehr sehenswertes bewerkstelligen kann, beweist er in zahlreichen Werken. Ansonsten ist schauspielerisch alleine durch die Vielzahl an Akteueren und der damit verbundenen geringen Screentime nicht viel erwähnenswertes geblieben oder zu sehen gewesen.
Das Paradebeispiel für Allen´s Kameraführung ist dieses Projekt ebenfalls nicht. Nicht sonderlich auffällig, eher Mittel zum Zweck, das hat er deutlich besser drauf. Was jedoch hervorsticht ist seine Eigenwilligkeit bei der Inszenierung. Da wird in einer der Geschichten nur auf Italienisch gesprochen, der Zuschauer soll also durch die Handlung auf das Problem, den Inhalt schließen. Da werden Ideen wie die Gehirnfunktion bei einem Geschlechtsakt sehenswert und amüsant dargestellt. Da werden krankhafte Gedanken und Ideen in einen medizinischen Kontext gefügt. Allen liefert die gesamte Bandbreite der Sexualität ab und genau das ist auch was den Film ausmacht. Neben zahlreichen komischen Wortspielen ist es eben genau der Ideenreichtum, der WAS SIE SCHON IMMER ÜBER SEX WISSEN WOLLTEN zu einem weiteren sehenswerten Werk aus Allen´s Filmographie macht.


Lediglich die Schwankungen bezüglich der Stärke der verschiedenen Geschichten sorgen für einen leicht faden Beigeschmack, der zwar dafür sorgt, dass der Film kein absoluter Kracher geworden ist, aber nicht soweit führt, dass der Spaß und der künstlerische Wert Allen´s Arbeit verloren gehen. Was bleibt ist eine humoristische Auseinandersetzung mit einem ernsten Thema und den noch ernsteren Folgen. Bissig, teilweise plump, aber genau richtig.  


Bewertung: 07/10



© Twentieth Century Fox

Genre: Komödie

Originaltitel: Everything You Always Wanted to Know About Sex * But Were Afraid to Ask
Regisseur: Woody Allen
Darsteller: Woody Allen, Lynn Redgrave, John Carradine, Lou Jacobi, Gene Wilder, Burt Reynolds 
Erscheinungsjahr: 1972
Produktionsland:  USA 
Laufzeit: 85 Minuten 
Originalsprache: Englisch, Italienisch  
Altersfreigabe: FSK 18 (Kino), FSK 16 (VHS), FSK 12 (DVD)

Freitag, 25. April 2014

MAN OF STEEL - In Zeiten von Superheldenfilmen mit der Schlechteste

(2013) / CA, GB, US / Laufzeit: ca. 143 Minuten / FSK: 12 / Genre: Action, Sci-Fi
von Zack Snyder, mit Henry Cavill (Clark Kent), Amy Adams (Lois Lane), Michael Shannon (General Zod), Russell Crowe (Jor-El)

Bilder, die durch jedmöglichen Instagram-Filter getrieben wurden erfassen einen Mann, der auf seiner Telenovelareise die Ursprünge seiner Herkunft erforschen möchte. Er ist anders, er ist gutaussehend - er ist Superman. Doch ist es wirklich Superman? Oder nicht doch ein Vogel, ein Flugzeug? Ich möchte mich da nicht festlegen, so blass und austauschbar trat Henry Cavill in seinem Blau-Rotem Dress auf. Der Übermensch, der sein fehlendes Charisma mit einem wohl geformten Körper wett macht. Jedenfalls bei der weiblichen (und einem Teil der männlichen) Front. Der Rest möchte aber vor allem einen guten Auftritt sehen. Solch einen, wie ihn zum Beispiel Papa Russel Crowe zu bieten hatte. Ein Mann, der seine Muskelmasse nicht mit fehlendem Talent kompensieren muss. Und viel Screentime zum überzeugen brauchte er auch nicht. Doch sollte das so sein, Herr Snyder? Sollte die eigentliche Hauptfigur so leicht in den Hintergrund zu rücken sein? Ich meine, er ist der Namensgeber dieser Geschichte. Etwas Bezug zu Clark Kent sollte da schon hergestellt werden.



Sie können gutes Kino, Mister Snyder, dass haben Sie schon oft bewiesen! WATCHMEN, 300, SUCKER PUNCH, von mir aus auch DAWN OF THE DEAD. Alles Filme mit Substanz (wobei erstgenannter sich da am meisten angesprochen fühlen darf). Alles Filme mit guten, unverwechselbaren Snyder-Bildern. Doch das hier? Snyder-Bilderbeleuchtung, doch der Inhalt erinnert an eine Fusion aus LINDENSTRAßE und ALARM FÜR COBRA ELF. Zugegeben, zwar nett inszenierte Blockbusteraction, doch auch auf solche Szenen darf man gut eine Stunde lang warten. Man wird sich hier einfach nie ganz einig, was man denn nun möchte. Eine Geschichte erzählen? Irgendetwas in die Luft oder Fäuste fliegen lassen? Charaktere beleuchten? Man entscheidet sich für einen kruden Mix aus allem, wobei von jeder Prise - bis auf den Endkampf - sehr an Essenz gespart wird. 

Hier wird eine Superheldenschöpfung auf höchst grausame Weise entwürdigt. Und das sage ich über einen Mann, der seinen Schlüpfer (hier leider nicht) über der Hose trägt.  

3.0/10

Mittwoch, 23. April 2014

Vicky Christina Barcelona - Woody Allen - Retrospektive #3

© Concorde Video 

Vicky und Christina sind sich so ähnlich und im Prinzip doch komplett verschieden. Während Vicky darauf aus ist sesshaft zu werden und einer gesicherten Zukunft entgegen zu Blicken, ist Christina auf der Suche nach Abenteuer, Leidenschaft und Liebe. Als die Beiden den Sommer in Barcelona verbringen lernen sie den Maler Juan Antonio kennen. Der sehr offensiv agierende Künstler findet vor allem bei Christina großen Anklang. Er lädt sie auf ein Wochenende in Oviedo ein und da Christina Feuer und Flamme ist, willigt Vicky widerwillig ein. Als Christina sich auf Juan Antonio einlassen möchte, muss sie wegen eines Magengeschwürs abbrechen und liegt den Rest des Wochenendes in ihrem Bett um sich auszukurieren. In dieser Zeit kommen sich Vicky und der verführerische Spanier immer näher und schlafen letztendlich miteinander. In der Zeit nach Oviedo treffen sich Christina und Juan Antonio erneut. Und dann ist da auch noch Juans Ex-Frau Maria Elena. Eine seltsam verzwickte Vierecksbeziehung entsteht...

Mit VICKY CHRISTINA BARCELONA ist Woody Allen ein weiterer Geniestreich in vielerlei Hinsicht geglückt. Gut gecastet, brillante Kameraarbeit, sehenswerte Schausplätze und Settings. Regisseur Allen schafft hier wieder ein unverwechselbares Stadtpanorama. Da werden Weingute besichtigt, Wein gekostet. Restaurants getestet, die Katalonische Küche studiert. Allen geht hier auf kulinarische Leckerbissen, auf Kultur ein, auf Sehenswürdigkeiten, auf eben genau das was den Zuschauer so interessiert. In diesem Projekt wird endlich wieder die Stadt in einen größeren Fokus gerückt, die Umgebung, die Atmosphäre, der Einfluss. Im Gegensatz zu TO ROME WITH LOVE kann Allen mit diesem Werk auch die Erwartungen in dieser Hinsicht erfüllen.

VICKY CHRISTINA BARCELONA begeht mit uns einen Spaziergang durch eine wunderschöne und faszinierende Gegend. Gefüttert wird dieser Spaziergang nicht nur mit tollen Schauspielleistungen, sondern auch mit einem unvorhersehbaren Storykonstrukt, das auf Schnörkeleien verzichtet und darauf bedacht ist seine Geschichte gefühlvoll und spannend zu erzählen. Immer wieder tauchen in dieser wirren Beziehungskiste Entwicklungen und Handlungen auf, die den Zuschauer zwar keineswegs schockieren, aber auf positive Art und Weise aufhorchen lassen.
Vier Personen auf der Suche nach Liebe, Leidenschaft und dem richtigen Weg dorthin. Während vermutlich alle den richtigen Weg gegangen sind, merkt man doch das irgendwas fehlt um Sicherheit zu schaffen, um seinen Traum wirklich zu leben.

Das ganz große Genie Allen´s zeigt sich jedoch in der Tatsache, dass VICKY CHRISTINA BARCELONA nichts weiter als ein Konkurrenzkampf der Kunstformen ist. Allen zelebriert die Fotografie, die Malerei, die Poesie, die Musik. All diese kulturellen Feinheiten, all die Freigeister werden in ein gottgleiches Licht gerückt. Der Zuschauer wird begeistert, wird inspiriert, verliebt sich in das Erzählte, in das Gezeigte. Allen macht all diese Künste zu etwas Besonderen, zu etwas unbeschreiblichen. Der Film lebt von der Liebe Allen´s zur Kunst. Doch all diese lobenswerten Aktivitäten kommen nicht an den Film selbst heran. Allen stapelt tief, stellt den Film an sich nicht in den Vordergrund. Im Gegenteil, das Publikum vergisst hier den Film und vertieft sich in eben schon angesprochene andere Fertigkeiten. Dem Zuschauer wird erst gegen Ende des Werkes wirklich klar was hier erschaffen wurde. Eine Liebeserklärung zur Kunst, aber vor allem eine Liebeserklärung an den Film.

© Concorde Video 

Getragen wird das ganze Spektakel vor allem von Javier Bardem, Scarlett Johansson und bedingt auch durch Penélope Cruz. Bardem und Johansson verkörpern die Sinnlichkeit, die Verführung, die Liebe. Nicht nur zueinander sondern ebenso zur Perfektion. Während Penélope Cruz dieses Gang mitgeht, jedoch durch ihre hysterische Art und Weise häufig die Perfektion bröckeln lässt, kann die zurückhaltende Rebecca Hall nicht wirklich überzeugen, was mit Sicherheit auch ihrem Charakter geschuldet ist, dennoch nicht davon ablenken kann, dass sie dieser zurückhaltenden Charaktereigenschaft nichts Authentisches eingehaucht hat. Bardem als verführerischer, spanische Maler ist ganz groß. Die großartige Figur des Juan Antonio, der trotz seines selbstbewussten und dominanten Auftretens, immer wieder selbst an seine Grenzen stößt, verkörpert er würdig.


Letztlich ist VICKY CHRISTINA BARCELONA ein verstecktes Meisterwerk Allens, der den Zuschauer auf eine Weise manipuliert wie sie selten zu sehen ist. Mit verliebten Aufnahmen der spanischen Sommergefühle und dem Blick für die richtigen Ecken Barcelonas, kann Allen hier ein Stadtportrait schaffen, das im Hintergrund der mitreißenden Liebesgeschichte seine volle Wirkung entfalten kann. Pure Genialität. 


Bewertung: 08/10


© Concorde Video 

Genre: Drama, Komödie

Originaltitel: Vicky Christina Barcelona 
Regisseur: Woody Allen
Darsteller: Scarlett Johansson, Rebecca Hall, Javier Bardem, Penélope Cruz
Erscheinungsjahr: 2008
Produktionsland:  Spanien, USA 
Laufzeit: 96 Minuten 
Originalsprache: Englisch, Spanisch 
Altersfreigabe: FSK 6

Sonntag, 20. April 2014

To Rome With Love - Woody Allen - Retrospektive #2

© Universal Pictures Germany

Bekanntlich führen ja alle Wege nach Rom. Woody Allen versammelt in TO ROME WITH LOVE ein Ensemble, die auf mehr oder weniger kuriosen Wegen in der Hauptstadt Italiens landeten.

Da wäre zum Beispiel die Touristin Hayley, die sich in den Einheimischen Michelangelo verliebt und nun die Familien vereinen zu versucht. Da wären Antonio und Milly, die ihre Flitterwochen in Rom verbringen um zum einen ihre Hochzeit zu feiern, zum anderen aber auch Chancen für die Zukunft wittern. Da sind Jack und Sally, deren Beziehung durch die Ankunft von Sally´s bester Freundin Monica auf eine harte Probe gestellt wird. Da ist auch noch John Foy, der als junger Mann an diesem Ort eine wunderschöne Zeit erlebt hat und nun zurückkehrt um vergangenes Revue passieren zu lassen. Und da wäre auch noch Leopoldo Pisanello, der unerhofft zu einer Berühmtheit wird und sich mit Sonnen- und Schattenseiten des Glanz und Glamour auseinandersetzen muss.
All diese Personen haben eins gemeinsam – Rom.

Es ist schon erstaunlich wie unkonventionell die Projekte Woody Allens auf den Zuschauer wirken. Wie er es schafft solch simple Geschichten, solch simple Dinge immer wieder so sehenswert daherkommen zu lassen. Getreu dem Motto dass das interessanteste immer noch das Leben selbst ist, fuchtelt er gekonnt an seinem zu Hause, der Kamera, herum.

Was am Ende dabei herumkommt ist ein Film, der dem Beobachter ein sonniges Gefühl beschert. Ein Schmunzeln, ein Freuen, ein Lachen. Allen konzentriert sich hier auf eine sorgsam aufgebaute Feel Good – Atmosphäre, statt mit dem dunklen Zauberstab der Dramaturgie umher zu wedeln. Kein Tiefpunkt, keine Depression, einfach nur Leben. Er zeigt dass das schönste auf dieser Welt noch das Leben selbst ist und dieses Aufzeigen ist eine Gabe, die Woody Allen zu etwas ganz Besonderen macht. Hinter jeder Ecke, in jedem Winkel können Überraschungen auf den Menschen warten. Unverhofft kommt oft. Ob das nun der Besuch einer bezaubernden Prostituierten, das Erlangen plötzlicher Berühmtheit oder das Kennenlernen eines Filmstars ist. Das Leben steckt voller Überraschungen.

Das kleine große Manko an TO ROME WITH LOVE ist, das Allen es nicht schafft den gesamten Flair Roms so unverwechselbar einzufangen, wie er es beispielsweise in MIDNIGHT IN PARIS tat. Klar, den Duft des Kaffees kann man förmlich durch den Bildschirm riechen, dennoch hat das gewisse Etwas gefehlt, das diesen Streifen zu einer herausragenden Reise durch eine sehenswerte Stadt macht. Zu wenig Kulissen, die man mit Rom in Verbindung bringt. Der Film spielt häufig an Orten, die nicht von Interesse sind. Neben all den sympathischen Figuren und Schauspielern, all den netten Geschichten und Erlebnissen fehlt TO ROME WITH LOVE der gewisse Grad an Kultur und Romantik um ihn zu einem Außnahmefilm emporsteigen zu lassen.

© Universal Pictures Germany
Neben seiner Regiearbeit leistet Woody Allen in seinem Werk rund um die ewige Stadt auch eine ordentliche Schauspielarbeit. Mit seiner drolligen Figur des Opernregisseurs Jerry liefert er ein weiteres Highlight ab. Neben ihm können vor allem Roberto Benigni als Leopoldo Pisanello, Alec Baldwin und Ellen Page überzeugen. Eine verhältnismäßig durchschnittliche Leistung zeigt hier Jesse Eissenberg, der in der wenigen Screentime nicht über einen zurückhaltenden Eindruck hinauskommt.
Wenig verwunderlich ist es, dass Charakterzeichnung und Charaktertiefe sehr spärlich ausfallen. Allen konzentriert sich hier auf wirkungsvolle Kurzgeschichten und die Stadt Rom und macht aus dieser Tatsache auch keinen Hehl.


Unterm Strich entsteht eine Vielzahl an Storys denen der Zuschauer angenehm leicht folgen kann, denen zu keinem Zeitpunkt die Puste ausgeht und denen man stets mit einem lachenden Herzen zusehen kann. Kleine und große Missgeschicke die passieren. Harmlose und bedeutende Entscheidungen die getroffen werden. Zu jederzeit ist TO ROME WITH LOVE sehenswert aber nicht annähernd perfekt. Während die verschiedenen Erzählungen zum Highlight des Filmes avancieren, bleibt Rom an sich erstaunlich blass, Atmosphäre fehlt hier an entscheidenden Stellen. Letztlich überzeugen dennoch die ausgeglichene und positive Aura, sowie ein fröhlich aufgelegtes Schauspielerensemble, sympathische Figuren und Geschichten, die nur das Leben schreiben kann.  


Bewertung: 06/10



© Universal Pictures Germany
Genre: Komödie
Originaltitel: To Rome With Love 
Regisseur: Woody Allen
Darsteller: Jesse Eissenberg, Ellen Page, Woody Allen, Alec Baldwin, Penélope Cruz, Roberto Benigni
Erscheinungsjahr: 2012
Produktionsland: Italien, Spanien, USA 
Laufzeit: 112 Minuten 
Originalsprache: Englisch
Altersfreigabe: FSK 0

Donnerstag, 17. April 2014

Match Point - Woody Allen - Retrospektive #1

©Paramount Home Entertainment

„Der Mann, der gesagt hat, ich hätte mehr Glück als Talent, hat große Lebensweisheit bewiesen. Man will nicht wahrhaben, wieviel im Leben vom Glück abhängt. Es ist erschreckend, wenn man daran denkt, wieviel außerhalb der eigenen Kontrolle liegt.“

Vom Tellerwäscher zum Millionär, der amerikanische Traum. Chris Wilton lebt diesen Traum. Er lebt die englische Version. Ein aus einfachen Verhältnissen stammender Ire, der in jüngeren Tagen ein ordentlicher Tennisprofi war, will seine besten Jahre in London verbringen. Als dort tätiger Tennislehrer, lernt er den betuchten Tom Hewett kennen. Tom hat ausgezeichnete Kontakte zur High Society Londons. In der Folge betritt Chris eine Welt, die er nie gesehen hatte, er lernt sie kennen und lieben. Die Hewett´s sind angetan von dem höflichen, kulitivierten Chris Wilton und nehmen ihn mit gespreizten Armen in ihre Kreise auf. Es geht nicht lange bis Chris auf Chloe trifft. Eine junge, nette Frau in die er sich verliebt. Fortan führt er ein Leben auf großem Fuße. Mit seiner Freundin, Tom und dessen Freundin Nola zieht er um die Häuser und vergnügt sich Nacht für Nacht. Doch zwischen ihm und Nola ist irgend etwas, eine Anziehungskraft die unkontrollierbar scheint. Eine Anziehungskraft die den englischen Aufsteiger in Gefahr bringt, eine Anziehungskraft die den englischen Traum durch pure Leidenschaft und Emotion ins Wanken bringt.

MATCH POINT ist wahrhaftig eine Reise. Eine Reise in die Upper Class Londons. Eine Reise in Kreise in denen Herkunft und Beziehungen alles sind. Eine Reise in eine Welt voller Kultur, Prunk, Klatsch und Tratsch. Als Begleiter stellt uns Woody Allen den ehemaligen Tennisprofi Chris Wilton zur Seite. Auch er betritt eine völlig andere Welt, eine neue Welt, eine Welt die er nie wieder verlassen möchte. Umgeben von sündhaft teuren Kronleuchtern, Anwesen welche die Gartenkunst zelebrieren und Damen die nach Eau de Parfum und Haarspray duften, öffnen sich ihm völlig verborgene Türen. Türen zu Ruhm, Türen zu Erfolg, Türen zu Geld, Türen zu Liebe. Allen schafft es jedoch trotz der zahlreichen Bonbons, die Wilton´s neues Leben zu bieten hat, MATCH POINT nicht zu einer parteiischen Verherrlichung der High Society verkommen zu lassen. Immer wieder achtet er penibel darauf das Publikum nicht zu euphorisch werden zu lassen. Er blendet nicht. Durch die Ruhe der Kamera und des Drehbuches eignet sich der Film eine passende Geschwindigkeit an, die Trotz aller Fröhlichkeit und positiver Entwicklung der Geschichte immer ein gesundes Tempo vorgibt. Immer wieder werden Ereignisse eingestreut die die Scheinwelt ein wenig bröckeln lassen, die die Fassade aus Geld im Überfluss und aufgesetzter Freundlichkeit immer weiter Richtung Einsturz befördern. Woody Allen beginnt schon sehr früh die Maskerade der Blutsverwandten und Adel-stämmigen zu entkleiden ohne dabei den Höhepunkt vorweg zu nehmen. Das ist ehrlich und lobenswert.

©Paramount Home Entertainment
Die Settings teilen sich nahezu durch die Bank eine äußerst bedrohliche Stimmung. Allen will Farbtöne nahezu nicht zur Geltung kommen lassen. Er will die wertvollen Gegenden und Besitztümer wertlos erscheinen lassen und genau das gelingt ihm. Allen zeigt das auch in dieser Welt Menschen dieselben Fehler begehen, das Leidenschaft, Emotionen, Liebe, Sex und Zuneigung auch in dieser verschrobenen Realität nicht kontrollierbar sind. Das sie Menschen in Grenzsituationen bringen. Das Geld nicht alles verhindern kann, nicht alles beheben kann. Zur gleichen Zeit schürt er jedoch auch den Hass auf die reichen Schnösel, die Abneigung wächst. Der Score setzt sich aus verschiedenen Ausschnitten berühmter Opern und Musicals zusammen. Die Kultur der Reichen, nämlich das kultiviert sein und wirken selbst wird somit auch in der Musik verankert.

Die Schauspielleistungen der beiden Hauptdarsteller sind herausragend. Während Jonathan Rhys Meyers durch sein kühles und distanziertes Schauspiel besticht, überzeugt Scarlett Johansson durch ihr verführerisches Auftreten.
Der geniale Schachzug Allens jedoch besteht nicht aus der interessanten Darstellung eines für die meisten Menschen weltfremden Millieus, sondern aus der nahezu unsichtbaren Entwicklung und Verwandlung der Rollenverteilung unter den Hauptdarstellern, sowie der Protagonisten selbst. Vor den Augen des Zuschauers formt sich das gesamte Gebilde des Filmes um ohne dass das Publikum einen Zugriff auf das Geschehen hat. Somit entwickelt sich der Plan Allen´s vor allem in den finalen Szenen zu einer wahren Explosion, welche eine unfassbar erschütternde Wirkung nach sich zieht. Die Fassade fällt, die Maskerade verschwindet, die Scheinwelt jedoch scheint unzerstörbar.

MATCH POINT stellt schonungslos dar wozu Menschen in Extremsituationen fähig sind. Von der Leidenschaft in eine Ecke gedrängt, in einen ausweglosen Zustand bugsiert lässt sich der Mensch zu Taten leiten die seine Existenz und seine Würde aufs Spiel setzen.

Allen führt hier seinen glänzend aufgelegten Cast an und kreiert einen dramatischen Thriller, der in seinen besten Momenten die Gesichtszüge des Zuschauers zum entgleisen bringt. Spannend, bedrohlich und düster. Das ist MATCH POINT.  


Bewertung: 08/10



©Paramount Home Entertainment
Genre: Thriller, Drama
Originaltitel: Match Point
Regisseur: Woody Allen
Darsteller: Jonathan Rhys Meyers, Scarlett Johansson, Emily Mortimer, Matthew Goode, Brian Cox
Erscheinungsjahr: 2005
Produktionsland: UK, Luxemburg
Laufzeit: 119 Minuten 
Originalsprache: Englisch
Altersfreigabe: FSK 6


Montag, 14. April 2014

Luther - Season 3

©BBC Drama Productions

Auch in Staffel 3 wütet Agent John Luther wieder durch die engen Gassen der Londoner Innenstadt und verfolgt sein Ziel Serienkillern und Psychopathen das Leben schwer zu machen. Mit seinem treuen Partner Justin Ripley, geht es fortan wieder auf Verbrecherjagd und Überlebenskampf. In einem Sumpf aus Fetischismus, Verrat und geladenen Schrotflinten, kann jede Sekunde deine letzte sein. Eine schwierige Phase im Leben des John Luther nimmt ihren Lauf, gerät er doch dieses Mal auch noch in das Fadenkreuz seiner eigenen Leute, die intern gegen ihn ermitteln. Alles scheint sich gegen ihn verschworen zu haben, doch Luther wäre nicht er selbst, gäbe er sich kampflos geschlagen. Schon gar nicht wenn der zarte Glanz der Liebe wieder am Horizont zu funkeln scheint.

©BBC Drama Productions

Ja LUTHER ist wieder gekommen. Wieder marschiert er in straffem Gang über den Asphalt der britischen Hauptstadt, wieder mit wehender Krawatte vor der Brust, wieder mit jeder Menge Ärger am Hals, wieder unerschütterlich fokussiert, wieder bringt ihn nichts von seinem Weg ab.
Die Frage war ganz klar ob LUTHER sein Potential noch weiter ausschöpfen kann, ob die Macher neue positive Reize setzen können, ob Sam Miller noch effektiver, noch schockierender, noch spannender inszenieren kann. Diese Frage lässt sich nach vier weiteren herausragenden Folgen ohne Zweifel bejahen. Die Serie schafft in Sachen Spannung einen Höhepunkt zu erreichen, der in der gesamten Serienlandschaft nur schwer seinesgleichen finden dürfte. LUTHER wird nie eine Serie der ganz großen Gefühle sein, aber das ist auch bei weitem nicht Ihre Intention. Der Wille der Macher ist es den Zuschauer zu schockieren, ihn in einen Zustand der Sprachlosigkeit zu versetzen, ihm den Wunsch des Erblindens in manchen Fällen sogar schmackhaft zu machen. Und genau dieser Wille wurde in die Tat umgesetzt. Noch skrupelloser, noch aggressiver und noch kompromissloser geht die Serie weiter ihren Weg Richtung großes Finale ohne dabei nach Links und Rechts zu schauen oder auf Sympathien für bestimmte Personen zu achten.

Die noch härtere Gangart ist aber nur Einer der Drei Hauptgründe, warum genau LUTHER in der dritten Season einen weiteren Sprung in Puncto Qualität und Entertainment machen konnte. Der zweite Grund ist Elliot Cowan aka Tom Marwood. John Luthers letzter Gegenspieler, John Luthers gefährlichster Gegenspieler, John Luthers Nemesis. Marwood ist insofern, der einprägsamste ´Bösewicht´, das er der Serie einen moralischen Anstrich verpasst. Wie hat der Kodex eines Polizisten auszusehen, Marwood verkörpert die Kritik gegenüber dem Gesetz und Elliot Cowan spielt diese Figur auf einem unglaublichen Niveau. In einem Strudel aus Selbstjustiz, Verständnis und Pflichtbewusstsein, bilden die Folgen 3+4 das dramaturgische Highlight in drei Saffeln LUTHER.
Grund Nummer Drei ist David O´Hara, der den DSU Agenten George Stark spielt und in Staffel 3 auf John Luther angesetzt wurde und diesen wegen seiner fragwürdigen Ermittlungsmethoden dingfest machen soll. O´Hara symbolisiert im Endeffekt eine riesige, stabile Wand. Eine Wand der Luther nicht zu gewachsen zu sein scheint. Die erste Figur der Luther nicht Stand halten kann, der Wirbelwind, der Luther niemals war, niemals sein konnte. David O´Hara schnappt sich somit gleichzeitig auch die Krone für das stärkste Schauspiel in der dritten Season. Undurchsichtig, mysteriös und unfassbar kühl und berechnend. Die Figuren Marwood und Stark sind die zwei Garanten für den wahnsinnigen Endspurt dieser Crime-Serie.
Auch Idris Elba überzeugt wieder mit aufopferungsvollem Spiel und tollen Szenen, muss sich aber von der Relevanz und von Seiten der Szenen auf den vierten Platz noch hinter Warren Brown verdrängen lassen, dessen Momente in der Serie unvergesslich sind. Selten wurde Aufrichtigkeit, Menschlichkeit und Unscheinbarkeit so stark in einem Charakter festgehalten und verfilmt, wie in DSI – Agent Justin Ripley.

©BBC Drama Productions


Staffel 3 ist ein ungemein atmosphärischer Ableger des Franchises, der mit der ersten Szene, mit der ersten Folge dem Zuschauer klar gemacht hat, das dieses Finale etwas ganz großes wird. Kahl, trostlos, geniales Schauspiel und sorgfältig und interessant gezeichnete Figuren machen LUTHER letztlich zu einem sorgsam abgerundeten Spektakel, das zu keinem Zeitpunkt Langeweile hat aufkommen lassen, und dessen explosive Fälle die Serie ohne Mühe zum besten Crime- Format avancieren lassen. Wer Spannung liebt, wird LUTHER verehren!


Bewertung: 09/10



©BBC Drama Productions
Genre: Crime, Drama
Originaltitel: Luther 
Idee: Neil Cross
Darsteller: Idris Elba, Ruth Wilson, Warren Brown, Dermot Crowley, David O´Hara, Elliot Cowan, Kevin Fuller
Erscheinungsjahr: 2013
Produktionsland: UK
Laufzeit: ca. 4 x 60 Minuten
Originalsprache: Englisch

Freitag, 11. April 2014

Luther - Season 2

©BBC Drama Productions

London ist zum zweiten Mal Tatort von geisteskranken Serienkillern. Agent Luther ist wieder im Einsatz und dieses mal scheinen seine Gegenspieler so unberechenbar wie nie zuvor. Ein weiteres Mal muss er sein ganzes Können aufzeigen um seinen Feinden die Stirn zu bieten. Zusammen mit einem neuen Team und seinem alten Weggefährten Justin Ripley nimmt Luther den Kampf gegen eine Stadt auf, deren feine britische Art wohl nicht auf alle Einwohner abfärben konnte. Neben den Houses of Parliaments, dem Buckingham Palace oder Westminster Abbey gibt es nämlich noch eine andere Welt. Eine Welt der Kriminalität, eine Welt der Fassungslosigkeit, Eine Welt des Chaos. Genau inmitten dieser Welt versucht John Luther eine Balance aufrecht zu erhalten, die schon lange verloren scheint. Der Kampf beginnt erneut.

Mit der ersten Staffel hat LUTHER nicht nur eine enorme Messlatte vorgelegt bekommen, nein, sie hat dadurch aber gleichzeitig auch ein Konstrukt auf den Weg mitbekommen, welches eine weitere Steigerung erlaubt. Durch den Erfolg der Serie hatte man die richtige Richtung durch den Zuschauer bestätigt bekommen und konnte nun an der ein oder anderen geeigneten Ecke noch einen Zahn zulegen. Dies hat LUTHER definitiv geschafft, so viel ist sicher. Vor allem bei den Antagonisten konnte die Serie noch einmal einen wahnsinnigen Sprung machen. Was wohl keiner für möglich gehalten hat, wird hier tatsächlich umgesetzt.

In den vier vorhandenen Folgen gibt es insgesamt zwei Fälle. Beide sind auf allerhöchstem Niveau inszeniert und gespielt. Es ist ein wahrer Genuss, ein Privileg diese Spannung miterleben zu dürfen. Crime as its best, soviel ist klar. LUTHER kommt noch düsterer, noch rauer daher. Die Settings werden noch einen Tick kahler, die Witterung noch ein Stück kühler. Inmitten dieser trostlosen Kälte klammert sich der Zuschauer an den einzigen Menschen der dieses bedingungslose Feuern lodern lässt, an Agent John Luther. Auch in dieser Staffel wieder herausragend verkörpert von Idris Elba.
Ein weiterer Vorteil der zweiten Season ist, das der Serie ein Ruf vorauseilt. Durch das in Staffel 1 gesehene fühlt sich das Publikum zu keiner Sekunde mehr sicher was den Verlauf des Formats betrifft. Die Schicksalsschläge werden nahezu schon erwartet, man traut dem Ableger nicht mehr über den Weg und dieser Punkt macht das ganze Erlebnis noch ein ganzes Eck nervenaufreibender.

©BBC Drama Productions

Das Ermittlerteam wird in den neuen Episoden kaum merklich verstärkt. Hier lässt Staffel 2 ordentlich federn. Einzig zu erwähnen ist hier noch Dermot Crowley, der als Martin Schenk eventuell ein wenig im Gedächtnis bleiben könnte, ansonsten sind die altbekannten Idris Elba und Warren Brown, die einzigen welche die Sympathien der Agency hochhalten.
Wie schon erwähnt geben sich die Macher aber auf der gegenüberliegenden Seite keinerlei Blöße. Die Verbrecher werden deutlich sorgfältiger gezeichnet. Hier ist man kreativ, man ist innovativ, man legt hier keine Fälle vor die man schon einmal gesehen hat, sondern baut ein neues Konstrukt auf und lässt Luther circa neunzig Minuten lang jagen. Die Produzenten wollen das beide Seiten für Aufsehen sorgen, dass das Leuchten in den Augen der Zuschauer heller und heller wird. Genau zum richtigen Zeitpunkt haben die Ideengeber gemerkt, das Luther die Serie zwar allein tragen könnte, aber keinesfalls alleine zu einem noch höheren Unterhaltungserlebnis hätte schleppen können. Hier hat man neue und richtige Akzente gesetzt und somit genau den richtigen Weg eingeschlagen.


Es bleibt abzuwarten wie die dritte Staffel funktionieren wird. Mit leistungsstarken Darstellern, kreativen Köpfen und einem offensichtlich äußerst klugen Team im Rücken scheint LUTHER allerdings sein Potential noch weiter ausschöpfen zu können. Es bleibst spannend, zuversichtlich kann man jedoch sein.  


         Bewertung: 08/10


©BBC Drama Productions

Genre: Crime, Drama
Originaltitel: Luther 
Idee: Neil Cross
Darsteller: Idris Elba, Ruth Wilson, Warren Brown, Paul McGann, Dermot Crowley
Erscheinungsjahr: 2011
Produktionsland: UK
Laufzeit: ca. 4 x 60 Minuten
Originalsprache: Englisch

Mittwoch, 9. April 2014

Luther - Season 1

©BBC Drama Productions

Wenn Detective John Luther spricht, hören seine Kollegen bei der Londoner Polizei aufmerksam zu. Ein Gesetz, welches dem scharfsinnigen wie genialen Ermittler mehr als gerecht wird, lüftet dieser doch mit seiner Begabung nahezu jeden Fall. Die Freude ist demnach groß, als Luther nach dem Intermezzo mit seinem Gegenspieler Henry Madsen wieder zurück an den Arbeitsplatz kehrt um die nächsten Verbrecher dingfest zu machen. Fortan muss er sich wieder in einer Welt zurecht finden, in der Pathos zur tödlichen Waffe werden kann und er nur den wenigsten Menschen sein Vertrauen schenken sollte...

Wenn der schwarze Hüne Idris Elba mit wehender Krawatte durch die Londoner Innenstadt marschiert ist das ein Bild welches beim Zuschauer durchaus Eindruck zu schinden weiß. Er ist dynamisch, er ist entschlossen und er ist nicht zuletzt sympathisch. Ein Bild das sich von der Hauptfigur nahezu gänzlich auf die gesamte Serie projizieren lässt. Die ganz große Stärke von LUTHER ist nämlich seine bedingungslose Geradlinigkeit, sein schnörkelloses Denken und das aufopferungsvolle Spiel seiner Darsteller. Hier wird nicht um den heißen Brei geredet, keine Vernehmungen von unwichtigen Handlangern mit noch unwichtigeren Informationen, man konzentriert sich auf das Wesentliche. So distanziert sich sich LUTHER trotz des Case of the Week – Prinzips nicht nur von herkömmlichen Crime – Sendungen, sondern hebt sich auch von jeglichen CSI-Formaten ab.

Kriminalserien leben von ihren Fällen. Eine Wahrheit die nicht weit hergeholt ist. Es geht um Innovation, Inszenierungskunst und Spannungsaufbau. Der Aufbau der Serie kommt in diesem Punkt dem Franchise zu Gute. Neben den eigentlichen Fällen baut Luther vor allem auch an Handlungstürmen, die sich über eine Folge hinweg setzen und den Zuschauer die Staffel über begleiten Jede Sekunde verspricht Spannung, Jede Minute setzt das Publikum unter Strom. Schicksalsschläge kommen unvorhergesehen daher, Wendungen werden eingebaut, die Emotionen des Zuschauers mutieren zum Spielball. Hass und Liebe sind unklar verteilt, Undurchsichtigkeit durchdringt das Geschehen, der Beobachter kann sich seiner Überzeugung nicht mehr sicher sein.

©BBC Drama Productions


Grund dafür sind nicht nur die schockierenden Fälle, sondern auch das überragende Schauspieler-Ensemble. Idris Elba ist die Figur des hochbegabten Kriminalisten auf den Leib geschneidert. Mit pausenlosem Tunnelblick, einer vollen Packung Masochismus und einem Masterplan, marschiert er unermüdlich dem Ziel entgegen seine Gegner zu besiegen, völlig gleich mit welchen Mitteln. Ihm an die Seite gestellt wurde der Neuling Justin Ripley, welcher von Warren Brown gespielt wird. Er Bilder den Ruhepol und lässt immer wieder die notwendige Menschlichkeit aufblitzen, die durch die verrückten Charaktere häufig zu fehlen scheint.
Die undurchsichtige sowie geniale Alice Morgan wird gespielt von der stark aufspielenden Ruth Wilson. Auch bei ihr ist der Zuschauer hin und hergerissen, kann sich kein klares Bild verschaffen, kurzum ein überaus interessanter Charakter. Neben Elba konnte aber vor allem ein Schauspieler brillieren – Steven Macintosh. Ohne viel verraten zu wollen ist sein Schauspiel in den letzten zwei Folgen von einem anderen Stern.


Schlussendlich lässt sich sagen, dass Staffel 1 von LUTHER einen starken Auftakt darstellt, der aber noch Luft nach oben lässt. Der Zuschauer wird das Gefühl nicht los, dass da noch etwas ungemein größeres auf ihn zukommt. Ein Tornado an Ereignissen, Verzweigungen und Twists. Noch einige Fragen müssen beantwortet werden, und die Antworten scheinen es allesamt in sich zu haben. Auch die kurze und knackige Laufzeit einer Staffel sorgt dafür, dass man diese sorgfältig und mit Begeisterung verfolgt. Nahezu ohne Längen kommt LUTHER aus und ist allein schon durch diese Tatsache sympathisch. Eine kleine Serienperle, die es in sich hat. Anschauen lohnt sich !


Bewertung: 7,5/10



©BBC Drama Productions
Genre: Crime, Drama
Originaltitel: Luther 
Idee: Neil Cross
Darsteller: Idris Elba, Ruth Wilson, Steven Mackintosh, Indira Varma, Saskia Reeves, Warren Brown, Paul McGann, Dermot Crowley
Erscheinungsjahr: 2010
Produktionsland: UK
Laufzeit: ca. 6 x 60 Minuten
Originalsprache: Englisch

Donnerstag, 3. April 2014

Scrubs - Season 7

©ABC Studios

Es ist also soweit. J.D. und Turk sind Väter. Das heißt Schluss mit den Kindereien und ein durch und durch verantwortungsbewusstes Leben führen. Denkste, wer die Beiden kennt, weiß das dem wohl nie so sein wird, und so entwickelt sich auch die Zeit nach der Geburt ihrer Beiden Babys zu einem großen Spaß. Um es auf die Spitze zu treiben, spannen die zwei Daddys ihre Nachfahren sogar in ihre Streiche und Blödeleien ein. Es verspricht wieder interessant zu werden. Im, um, und um das Sacred Heart herum.

Die siebte Staffel stellt mit 11 Episoden die mit Abstand kürzeste Season von SCRUBS dar. Dies liegt womöglich daran, das man hier vor allem die Chance genutzt hat die Handlung voran zu treiben um sich schon hier für das große Serienfinale zu positionieren. Es finden haufenweise Veränderungen statt. Trennungen, Kinder, neue Annäherungen. Man könnte schon fast meinen das nichts mehr ist wie es war, was natürlich völlig daneben wäre, denn alleine J.D. und Turk stehen für eine Liebe die nie zu vergehen vermag.

Es gibt ein Wiedersehen mit Figuren wie J.D.´s älterem Bruder Dan, der ein neues Leben führt. Der Hausmeister ist plötzlich verliebt. Dr. Kelsos Zeit als Chefarzt scheint abgelaufen zu sein. Wie schon gesagt, nichts scheint mehr wie es war.
Es macht tierischen Spaß die vielen Veränderungen zu beobachten, die Weiterentwicklungen der Charaktere mitzuverfolgen. All die Zeit, die man mit den Figuren verbracht hat. Nun scheinen sie alle ihr Glück zu finden, ihre Bestimmung erkannt zu haben, ihre Zukunft etwas klarer sehen zu können. Es ist ein wahnsinniges Glücksgefühl welches da entsteht und schon hier wird klar wie groß das Finale in Staffel 8 wohl werden wird. Nämlich ganz groß.
Mit Bill Lawrence hat man einen Mann für die ganz großen Momente, für die ganz großen Gefühle, für die ganz großen Erinnerungen. Das wohl beste Dramedy-Ensemble der Geschichte, sprich Cast, Produzenten und alle Männer vor und hinter SCRUBS, bahnt sich seinen Weg unermüdlich in Richtung des unvermeidlichen Endes.

©ABC Studios
In Staffel 7 jedoch wollen wir von all dem noch nichts wissen, wollen wir noch nicht an den finalen Cut denken. Wir wollen noch genießen, die Figuren schätzen und uns an ihren liebenswerten Charakteren erfreuen. Zum ersten Mal wird einem wirklich bewusst, das die traumhafte Reise in die Welt des Sacred Heart Hospitals bald ihr Ende finden wird. Zum ersten Mal wird dem Zuschauer bewusst, das auch diese Reise nicht für immer sein wird.

Das Staffel 7 trotz ihrer ´Übergangs-Funktion´ qualitativ dennoch immer noch unfassbar stark geworden ist, spricht für die Fähigkeiten des gesamten SCRUBS – Teams. Selten ist es einer Serie so gut gelungen eine relativ spontane Verlängerung des Projektes, wie sie hier der Fall war, so gut zu managen. Mit neuen Ideen, einem neuen Weg und eben dieser großen Anzahl an Veränderungen.

Highlights finden sich vor allem in den ersten Beiden Folgen: ´Mein voller Durchblick´ und ´Meine schwere Geburt´, in denen J.D. eine große Entscheidung für die Zukunft trifft und auch ansonsten wieder seine Ausnahmerolle in SCRUBS zementieren kann. Menschlich, und dennoch diese abstruse komische Ernsthaftigkeit. Es ist wirklich schwer in Worte zu fassen, wie diese Serie funktioniert. Diese Beiden Folgen spiegeln jedoch genau dies wieder.
Des weiteren findet sich in der Folge ´Meine Dusel-Diagnose´ ein weiteres Ausrufezeichen, zeigt man Dr. Kelso zum ersten Mal von einer menschlichen Seite.


Unterm Strich kann man Season Numero 7 als kurz und sehr sehr knackig bezeichnen. Eine sehr gute Staffel, deren Notwendigkeit absolut unbestritten sein dürfte, stimmt sie doch sehr atmosphärisch auf die finale Staffel ein. Da kommt etwas ganz großes auf uns zu !


Bewertung: 08/10


©ABC Studios
Genre: Comedy
Originaltitel: Scrubs
Idee: Bill Lawrence
Darsteller: Zach Braff, Sarah Chalke, Donald Faison, Judy Reyes, John C. McGinley, Ken Jenkins, Neil Flynn
Erscheinungsjahr: 2008
Produktionsland: USA
Laufzeit: ca. 11 x 22 Minuten
Originalsprache: Englisch

Mittwoch, 2. April 2014

Scrubs - Season 6

©ABC Studios

Veränderungen stehen an im Sacred Heart Hospital. Carla und Turk erwarten Ihr erstes Kind, und auch J.D. muss sich nun langsam aber sicher auf seine zukünftige Vaterrolle einstellen. Dr. Cox und Jordan erwarten ebenfalls ihren nächsten kleinen Racker. Elliot und Kyle´s Beziehung scheint ernster zu werden, als dies zu Beginn vermutet wurde und so steht für alle Hauptpersonen ein bedeutendes Jahr bevor.

Season 6 stellt wohl die wichtigste Staffel der Serie dar. Während man sich in den vorherigen Ablegern immer wieder auf die typischen SCRUBS – Elemente verlassen konnte, musste sich die neue Staffel die Frage stellen, welchen Weg sie in Zukunft gehen möchte. Das Team rund um Bill Lawrence hat mit der Entscheidung in der Zukunft einen etwas mehr adulten Weg einzuschlagen alles Richtig gemacht. Somit wahrt man sich nicht nur die Glaubwürdigkeit, sondern bleibt zu keinem Zeitpunkt transparent. Mit Anbruch der sechsten Staffel könnte man die Komponenten Drama und Komödie nämlich nahezu gleichermaßen stark vertreten sehen. Der Grundton von SCRUBS wird ernster und genau das ist der Punkt warum die Serie so viele Verehrer gefunden hat.

Es ist der Lauf des Lebens, das Menschen sich verändern. Gerade durch einschneidende Ereignisse wie Kinder oder Heirat oder gar beidem Zusammen. Menschen verändern sich durch diese Erfahrungen, durch diese Pflichten, durch diese Privilegien. Es wäre ein Witz, würde man sich nicht nach diesen Dingen richten, würde man die wichtigen Bestandteile ohne mit der Wimper zu zucken außer Acht lassen. So wirkt SCRUBS menschlicher und vernünftiger, begeht man doch einen äußerst schmalen Grat zwischen J.D.´s ausgefallenen Tagträumen und einer verantwortungsbewussten Seite, die für den Zuschauer mehr als nur lehrreich sein kann. SCRUBS meistert diesen Spagat auf sensationelle Art und Weise, entscheidet man sich schlussendlich immer für die richtige Methode die Probleme und Inhalte der jeweiligen Folge zu lösen.

Personell hat sich hingegen nur sehr wenig getan. Elizabeth Banks alias Dr. Kimm Briggs übernimmt nun durch die ihre Rolle als Mutter von J.D.´s Kind einen etwas wichtigeren Part, aber damit hat es sich auch schon. Ansonsten bleibt über den Cast in Staffel 6 im Prinzip genau dasselbe zu sagen wie schon in den Staffeln zuvor. Unverändert exzellente Darstellungen, vielleicht mit dem kleinen aber feinen Unterschied, das zwei der Lieblingsnebendarsteller, genauer gesagt der Hausmeister und Ted, mehr Screentime bekommen, was allerdings keinen besonderen Effekt zur Folge hat.

©ABC Studios

Die Macher haben auch in dieser Staffel wieder einzigartige Ideen für ihre Folgen gehabt, so steht Folge 6 einzig und allein unter dem Stern des Musicals. Auch die Folge ´Meine Erinnerungen´ weckt wieder die sentimentale Ader des Publikums, und wenn man ehrlich ist liegt hier die wahre Stärke, das wahre Phänomen SCRUBS begraben. Auch mit der Folge ´Meine Nebendarsteller´ hat sich SCRUBS einen großen Gefallen getan, denn hier wird eben jenen Nebendarstellern endlich mal eine eigene Folge gegönnt, in denen sie mehr Beachtung finden und zumindest für eine kurze Zeit zu Hauptdarstellern avancieren können. Hier zeigt sich ein weiterer positiver Aspekt der Serie, kann der Zuschauer doch nun deutlich erkennen, dass jeder einzelne Nebendarsteller das Potential für eine weitaus größere Rolle hätte. Die starke und interessante Charakterzeichnung, die vielen Macken der Protagonisten werden hier wieder neu aufgedeckt und dem Zuschauer zugänglich gemacht.


Season 6 ist humoristisch betrachtet immer noch auf einem wahnsinnig hohen Niveau. Hinzu kommt nun aber auch die verstärkte Dramatik und Ernsthaftigkeit, welche sich mit erstgenanntem Element überraschenderweise sehr gut verträgt. Somit, beschert SCRUBS seinen Zuschauern nicht nur wahnsinnig oft eine Gänsehaut, sondern bietet fortan auch seinen Schauspielern eine immer größer werdende Plattform um ihre Künste in die Welt zu tragen. Weiter so !


Bewertung: 09/10


©ABC Studios
Genre: Comedy
Originaltitel: Scrubs
Idee: Bill Lawrence
Darsteller: Zach Braff, Sarah Chalke, Donald Faison, Judy Reyes, John C. McGinley, Ken Jenkins, Neil Flynn
Erscheinungsjahr: 2007
Produktionsland: USA
Laufzeit: ca. 20 x 22 Minuten
Originalsprache: Englisch