Freitag, 31. Oktober 2014

SUITS - Der Fall kommt in's Rollen - Season 2

(2012) / 16 Folgen à 43 Minuten


Der Anzug wurde in Staffel 1 vermessen und was kann ich sagen, in Staffel 2 merkt man wie gut er wirklich sitzt. Es ist ein Anzug der so frisch wirkt und sich von der gesamten Masse Schlipsträger auf einzigartig positive Weise unterscheidet. Und wenn wir mal rausschauen wissen wir, wie viele es von denen gibt. SUITS ist einfach ein Lichtblick in der Serienwelt und ja, mir ist bewusst dass wir derzeit Serienhighlights im Überfluss haben. Die angesprochenen Serien sind aber meist High-Budget-Produktionen die visuell viel beeinflussen können. Bei SUITS gibt es zwar auch schicke Büroräume, doch vom Setting her wird da nicht viel gedreht und Effekthascherei hat und braucht die Serie sowieso nicht.

Die Stärke von SUITS war bereits in der ersten Staffel die Pfiffigkeit der Dialoge, eleganter Humor und Detailverliebtheit auf höchstem Niveau. Hier wird das alles noch besser. Das liegt daran, dass man vom Case-of-the-Week-Prinzip zur fließenden Story übergegangen ist und somit alles richtig gemacht hat. Viele Serien versäumen da den sauberen Schnitt. Manche finden ihn gar nicht. Hier kommt er aber genau rechtzeitig und läutet somit eine Geschichte ein, die absolut genial durchdacht wurde und den ein oder anderen Schocker bereithält. Und das alles ohne das man jemals zu dem Gedanken kommt, dass das etwas überzogen wirkt.

"This isn't chess...it's dominoes."



Wo am Anfang noch Mike und Harvey im Zentrum standen, sind nun eine ganze Reihe anderer Leute dran ihr Talent unter Beweis zu stellen. Das tun sie auch, ohne Ausnahme. Es ist ein grenzgenialer Cast der in jeder Hinsicht funktioniert und unterhält, jeder wird in irgendjemanden seinen Liebling wiederfinden, das verspreche ich. So ist Louis Litt der Vertretet aller etwas Ausgeschlossenen, jemand der aber dennoch über eine urkomische Art des Humors verfügt und ebenso groß auftrumpfen kann wie sein Ebenbild Harvey Specter.

SUITS hört nicht auf einen mit seiner charmanten Art und Weise um den Finger zu wickeln und man wäre dumm, wenn man das nicht einfach mit einem Grinsen geschehen lässt. Es ist eine Serie die sich trotz der nischenartigen Thematik so gut wie jedem Zuschauer anpasst und somit auch für jeden etwas in petto hat. Das ist eine Tugend, die nur wirklich gute Serien besitzen. Serien mit extrem hohem Suchtpotenzial.
"You always respond to strength, not weakness."


10.0/10.0



Donnerstag, 30. Oktober 2014

Der Tempel des Todes - Blondchen auf Schatzsuche - Indiana Jones II

OT: Indiana Jones and the Temple of Doom / (1984) / US / Laufzeit: ca. 118 Minuten / FSK: 12 / Action, Abenteuer


DER TEMPEL DES TODES ist im Grunde nichts anderes, als eine nervige Version des Vorgängers. Wo da nämlich noch alles schön ausgewogen war und man von allem Notwendigen etwas hatte, wird hier ab Mitte des Films auf die komplett falsche Karte gesetzt. Es sind die Sidekicks die man nicht schlimmer hätte auswählen können. An der Stelle an der Shorty (Jonathan Ke Quan) mit seinem kindlichen Charme noch ein kleines bisschen herausreissen kann, wirkt Willie (Kate Capshaw) einfach als komplette Fehlbesetzung. Spielberg drückt hier schön in die klischeehafte Rolle des blonden Dummchens und geht sogar noch weiter, als es sich RTL heutzutage traut. Dieser Charakter ist einfach eine Ausgeburt der schlimmsten Eigenschaften einer Frau und geht nichtmal als okayer Stereotyp durch. Ich frage mich wieso das sein musste, hat der Vorgänger doch auch ohne so etwas funktioniert. Und das sehr gut. Karen Allen (Marion) war dort zwar auch nicht der Riesenhit, doch hat sie am Geschehen teilgenommen ohne irgendeine Szene ins Miese zu ziehen. Hier kam das aufgrund des Chaosduos leider all zu oft vor.

Viel logischer wäre es doch gewesen, hätten Spielberg & Lucas ihr Erfolgsrezept noch einmal verwendet. So unkreativ so etwas auch oft wirken mag, wäre es hier einfach die beste Lösung gewesen. Es wäre ja auch nicht so gewesen, als ob man sich gar nicht weiterentwickelt hätte. Das ist hier absolut nicht der Fall. Der zweite Teil der Reihe glänzt mit göttlichen Ideen, die man auf ewig mit Indiana Jones verbinden wird. So ist es hier zum Beispiel eine legendäre Essenszene die einem den Hunger für’s Erste austreibt. Und auch die adrenalingeladenen Actionszenen funktionieren auf ein Neues, man stürzt mit einem Flugzeug ab, hetzt durch den Dschungel, kommt in einen mysteriösen Tempel mit mehr Einwohnern als es einem beliebt - und doch durchbricht diese Frau immer wieder eine eigentlich packende Atmosphäre. Sie kreischt hier und da, handelt wie es kein Blondchen auf dieser Welt tun würde und geht einem damit einfach nur auf den Nerv. Wirklich traurig wird es zum Finale hin, als sich auch noch fragwürdige Bösewichte dazu gesellen müssen, die aber Gott sei Dank nicht all zu viel Dialog haben. Einem angeschlagenen Filmabend tun sie dennoch nicht gut.

Es war bestimmt kein Fehler auf mehr Witz zu setzen, doch hätte man das auf eine Art und Weise machen sollen, die keine Selbstmordgedanken aufkommen lässt. DER TEMPEL DES TODES startete toll und hat auf ein klassisches Abenteuer hoffen lassen, doch wird dieser eigentlich nette Trip durch “Ich hasse Wasser. Ich hasse es nass zu werden!" oder auch "Ein Schlauchboot ? Aber wir sinken doch gar nicht, wir stürzen ab!" so heftig unterbrochen, dass man für gewisse Momente einen Frauenhass entwickelt und das Ganze nicht mehr wirklich genießen kann.

"Ich finde das schlimmste an ihr ist das ewige Gekreische."

5.0/10


Jäger des verlorenen Schatzes - Lasset die Ausgrabungen beginnen! - Indiana Jones I

(1981) / OT: Raiders of the Lost Ark / US / Laufzeit: ca. 115 Minuten / FSK: 12 / Action, Abenteuer


Eine Schatzsuche wie man sie sich seit Kindheitstagen vorstellt, geprägt von einem ganz besonderen Mann. Ein Dschungel, ein alter Tempel, viele Fallen und der Schatz, um den es immer wieder geht. Harrison Ford hat als Indiana Jones allen Abenteuerlustigen der Welt gezeigt, was wirkliche Abenteuerlust überhaupt ist und Fantasien angeregt, die wohl auf ewig anhalten werden. Mit seinen naiven und doch immer coolen Aktionen haut er einen Bösewicht nach dem anderen um - bevor er natürlich mehrmals selber, scheinbar aussichtslos, geschlagen ist. Eine Schablone die danach immer wieder angewand wurde und doch nie wieder in dieser Form erreicht wurde.

Spielberg hat auch nach 1981 nicht aufgehört seine Vita aufzupeppeln, doch ist und bleibt Indiana Jones der markanteste und prägendste Typ seiner Schöpfungsgeschichte. So ist er doch einer der ersten wirklich unvollkommenen Helden, mit deutlich erkennbaren Ecken und Kanten. Aber eben dennoch mit dem gewissen Etwas, was ihn eben zu einem Helden macht. Indy ist in seiner Art risikolustig und kindisch, genauso wie es der Film an sich ist. Während man von Höhepunkt zu Höhepunkt jagd wird nie ein gewisse Auszeit vergessen um mal etwas Entspannung reinzubringen, ein Witz hier und da balanciert ein sehr kreatives und detailverliebtes Abenteuer so gut wie es geht aus. Ohne den Mann, der Hut und Peitsche als zeitlose Souvenire eingeführt hat, würde hier aber etwas nicht stimmen, so wirkt er doch als Verbindungsstück zu jeder Kleinigkeit des Films. Was die Indiana Jones-Reihe komplett und schlussendlich zu eine der imposantesten Abenteuerfilme macht, ist als i-Tüpfelchen John Williams ins Hirn bohrender Score. Eine Melodie die man, nachdem man sie zum ersten Mal gehört hat, mit jeder passenden Szene in seinem Leben im Kopf spielen lassen wird. Sprang man als kleiner Scheißer vom 2 Meter hohem Garagendach weil man dachte, man könne sich genauso lässig abrollen - die Komposition war da. Genauso wie ein gebrochenes Bein.

Der JÄGER DES VERLORENEN SCHATZES ist das STAR WARS ohne Weltall, mit einer der besten Action-Witz-Kombos (der Nunchuk-Kleiderbügel ist pures Gold) überhaupt, Nazis die immerhin mal für etwas gut sind, der unerreicht witzigsten Kampfszene und einem Abenteuer, welches jeden Kindheitswunsch erfüllen sollte. Wenn dann der Abspann läuft, hat der überlange Werbetrailer für die Archäologie alle Arbeit geleistet, jetzt noch schnell die Bewerbung ausfüllen und los geht’s. Ist doch auch im echten Leben so, oder?

"Aspisvipern. Sehr gefährlich - Du gehst am besten zuerst."

7.0/10

Mittwoch, 29. Oktober 2014

NOAH - Langeweile in biblischem Ausmaße

(2014) / US / Laufzeit: ca. 138 Minuten / FSK: 12 / Historienfilm, Drama, Action, Abenteuer

Ob Atheist oder treuer Bibelleser - NOAH ist eine Beleidigung für alle Sinne, für jede ethnische Gruppe. Nein, ich werde nicht (nur) über die Buchumsetzung meckern, denn Fakt ist, hätte man das literaturnahe inszeniert, wäre das Ding noch langweiliger geworden, als es Darren Aronofsky auch so schon geschafft hat. Doch musste, nur weil die Bibel es ist, auch der Film so lang werden? Und steht in ihr geschrieben, drehe keine unterhaltsamen Filme? Verstehen wir uns nicht falsch, ich habe per se nichts gegen die Bibel. Es ist ein nettes Buch mit guten Momenten. So ist auch Noahs Geschichte absolut keine Schlechte. Schön das man für solch ein Projekt auch das nötige Kleingeld zusammenbekommen hat und einen Cast, der sich sehen lassen kann. Das hat ein solch großes Drama auch einfach nötig. Es muss gigantisch wirken, denn hier wird nicht weniger als die Welt unter Wasser gesetzt um einen Neustart einzuleiten - inklusive ganz vieler Toten.

Zugegeben, bildgewaltig ist das Ganze auch. Hatte er auch zu sein, damit wurde geworben. In dieser Hinsicht war ich also nicht enttäuscht oder aus dem Häuschen, sondern einfach zufrieden. Man kann keinen Film fühlen, wenn die Bilder nicht passen. Aber was hat Aronofsky hier außer pompösen Abschlachtungsszenen und Riesenwellen zustande bekommen? Ein Blondchen mit ein paar netten äußerlichen Besonderheiten, inhaltlich komplett Banane. So verwurstet man der Form halber alle Randdaten der Story um dem Film irgendwie das Ettikett “Noah” verleihen zu können, doch steckt davon einfach kaum etwas drinnen. Das besondere Etwas, was biblische Geschichten einfach ausmacht, fehlt hier. Kein Feuer für den Mythos, keine Attribute die den Film positiv abheben lassen. Das merkt man vor allem an den Figuren. Ob Noah oder sein nervtötender Sohn dessen Name gar nicht relevant ist, sie sind einem nicht nur egal, sondern zum Kotzen. Selbst Emma Watsons Figur schafft es, noch einmal darüber nachzudenken, wieso man die Frau im Eigentlichen so mag. Aber man weiß ja, für die Dialoge können die armen Leute nichts. Die sind das Kernproblem. Selbst Autoren von “Berlin Tag&Nacht” schaffen es vernünftigere Gedankengänge zu generieren. Hier darf man sich sinngemäß ungefähr 7 Folgen am Stück davon antun. Nur ist das hier eben noch schlimmer.



NOAH ist ein Flop mit vielleicht 2-3 guten Szenen, die in dieser Masse an Laufzeit aber einfach untergehen. Man hat in dieser gesamten Laufzeit mit Puppen zu tun, die es nicht verstehen Emotionen zu vermitteln oder gar selbst welche zu besitzen. Wutattacken oder Tränenausbrüche unterscheiden sich da nicht sehr von klassischen “Mitten im Leben”-Momenten. NOAH war aber nicht nur extrem langweilig, sondern komplett beschämend. So endet auch der Versuch, Gott und seine Gefolgschaft mal in ein anderes, nicht so klischeehaftes Licht zu drängen, kläglich. Religion, ob man ihr angehörig ist oder nicht, verdient es zwar ignoriert, doch nicht verdreht zu werden. So war das für mich kein Film über einen Gott, sondern eher über einen Teufel dessen Handlungen nur im Ansatz nachvollziehbar sind. Der Dämonen-Messias Crowe erledigt da nur sein Übriges und erschafft eine ganz neue Art des Religionshasses. Aber egal wie sehr man sich das Ganze auch zu Herzen nimmt, NOAH ist ein riesiges Boot, welches schon von Minute 1 an nicht in der Lage war, zu schwimmen. Wie der große Kutter ersäuft, kann man sich hier Detail für Detail anschauen. Mit ihm eine der schlimmsten Seifenopern, die je geschaffen wurde.

2.0/10


Montag, 27. Oktober 2014

SNOWPIERCER - Ein Zug der über unser Leben entscheidet

(2013) / FR, KR, US / Laufzeit: ca. 126 Minuten / FSK: 16 / Drama, Sci-Fi



Wir kennen unsere Gesellschaft. Jeder, wenn er nicht gerade im australischen Busch lebt um sie zu ignorieren. Man gehört einer Schicht an. Das ist so. Die Unterschicht, Menschen die von Tag auf Tag schauen müssen, wie sie überleben. Die Mittelschicht, die das monatlich machen muss. Und natürlich die restlichen 5 %, die sich wirklich ernsthafte finanzielle Gedanken nur dann machen, wenn sie sich entscheiden, an welchem Strand sie ihr nächstes Haus kaufen wollen. Oft nicht einmal dann. So unfair das auch klingen mag, gibt es denn einen anderen Weg? Würde das System funktionieren, wenn wir alle glücklich wären, alle genug Geld hätten? Eine Utopie ist nicht umsonst etwas fiktives. Doch auch etwas umsetzbares?

Joon-Ho Bong (Memories of Murder) schnappt diesen Gedanken in seiner Comic-Adaption SNOWPIERCER auf. Erstmal vereinfacht er das Ganze in metaphorische Bilder: Ein langer Zug, aufgeteilt in Abteile, welcher durch eine apokalyptische Eiswüste fährt, immer weiter, ohne Halt, alles mit dem Ziel, das alle Passagiere überleben sollen.. Kein Zug der deutsche Bahn, in dem sich die verschiedenen Klassen geringfügig durch etwas mehr Platz oder eine netteren Polsterung unterscheiden, sondern ein Zug, welcher die gesamte Welt komprimiert. Ganz hinten der Absatz der Gesellschaft, kriegt weniger als die Reste der weiter oben stehenden. Lange nichts. Die etwas gehobenere Arbeiterklasse. Guter Durchschnitt. Menschen die sich Freude leisten können. Und in der Zugspitze diejenigen die alles steuern, von allem mehr als genug haben und denken, die andere Seite verstehen zu können.

“Know your place, keep your place!”



Doch kann man das überhaupt, etwas verstehen, dass man in dem Moment gar nicht selber erlebt bzw. fühlt? Politiker denken sehr oft, dass sie sie das richtige tun, einfach weil sie vermuten, dass sie es in der Situation auch so haben wollen würden, doch ist die Wahrheit, dass die meisten Politiker nie erfahren werden, was es heißt auf der anderen Seite zu stehen. Fakt ist jedoch auch, dass sich eben diese andere Seite nicht ewig mit dem zufrieden geben wird, was sie hat. Was nämlich nichts ist. Es kommt zu einer französischen Revolution, einer Umkrempelung des Systems. Anführer Curtis (Chris Evans / Captain America)  führt sie an, mit der ewigen Konfrontation, ob er im Endeffekt nicht genau das ist, was er bekämpfen möchte. Und das ist ein wirklich interessanter und wichtiger Gedanke. Gibt es überhaupt einen Menschen, der das richtige tun kann, um die Welt besser zu machen? Die Antwort die SNOWPIERCER andeutet und die man sich selber geben kann ist nein, denn Menschen lassen sich nicht kontrollieren, irgendwer lenkt immer gegen den Strom - so wie es Curtis hier tut. Und was passiert dann? Es kommt zu Bürgerkriegen, Kriegen überhaupt, kompletter Zerstörung - einem entgleisten Zug.

Die Realität, welche man tagtäglich in den Nachrichten sieht, wurde trotz der heftigen Inszenierungen doch so unfassbar lebensnah umgesetzt, dass man ein paar mal kräftig schlucken muss. Und das ist gut so, denn man sollte sich immer wieder bewusst werden, wie gut es einem doch geht, dass man selber nicht einmal in der Nähe vom Ende des Zuges steckt, sondern mindestens im mittleren Teil. Was noch deutlicher gemacht werden soll: Geradlinig denken ist scheiße. Genauso wie ein Zug der immer wieder im Kreis fährt. Denn von irgendwo müssen ja die Mittel kommen, die das ganze bewerkstelligen. Und hier liegt einer der Knackpunkte. Das ist kein Aufruf zur Anarchie, sondern zum Anders-Denken. Eine Tugend, die immer mehr verloren geht. Ob nun Curtis oder derjenige der auf der anderen Seite steht - vielleicht liegen ja beide falsch? SNOWPIERCER ist ein Aufruf zum Kopf einschalten, zum selber nachdenken.

"This is the world. The train saved humanity. The engine lasts forever. The population must always be kept in balance."

Joon-Ho Bong spricht auf filmisch kreative Art und Weise aber auch das an, was sich viele von uns sowieso denken mögen: Reicht es nicht mal so langsam mit der Menschheit? Jedenfalls mit der aktuellen, der Planet geht wegen uns zu Grunde, möglicherweise sollte es einen Neustart geben. Etwas das in der echten Welt vollkommen absurd klingt, wird von SNOWPIERCER auf wunderschöne Weise kreiert. Und das macht aus diesem Film nicht nur einen guten, sondern einen perfekten. Man hat nicht nur das Leben adaptiert, sondern weitergeführt. Ein was-wäre-wenn-Szenario erschaffen. Ohne zu viel verraten ein Szenario, das in seiner Genialität ein Happy End oder das Gegenteil sein kann.


SNOWPIERCER ist eine dystopische Sci-Fi-Offenbarung die sowohl harte Realität als auch Fünkchen Hoffnung und Humor, aber vor allem Möglichkeiten miteinander verbindet. Denn wenn man hier etwas lernt, dann nicht dass es Schwarz und Weiß gibt, sondern so viel mehr.

9.0/10


Sonntag, 26. Oktober 2014

SUITS - 9 von 10 Anwälte verordnen: "Anschauen!" - Season 1

(2011) / 12 Folgen á 43 Minuten 


Ein Leben mit keinem wirklichem Ziel, man lebt so vor sich hin und weiss ganz genau, dass man zu höherem bestimmt ist. Doch aus irgendeinem Grund passt man den Leuten nicht ins System, in irgendeiner Weise kennt das wohl jeder von uns. In SUITS ist es Mike Ross (Patrick J. Adams) der trotz seines hochintellligenten Hirns und fotografischen Gedächtnisses nicht das ist, was er sein möchte: Anwalt. Durch einen Schulverweis flog er von der Uni und ohne Abschluss Anwalt zu werden ist genauso unmöglich wie das Charlie Sheen es auch in der echten Welt in der Wall Street packen würde. Nach einem Zufall wie ihn nur das Leben schreibt gelangt Mike aber zu Harvey Specter (Gabriel Macht), einem der besten Anwälte New Yorks und wird eingestellt. Für Mike’s Leben gab es also wieder Hoffnung. Für Sheen’s also vielleicht auch.

“Not just a pretty face”

Für Mike geht also ein Anwaltsleben los - ohne Jurastudium. Und da er dazu bei einer ziemlich hochkarätigen Firma einsteigt, sollte er normalerweise auch Harvardabsolvent sein. Von dem Geheimnis, dass er nie auf Harvard war, wissen nur er und Harvey, aber es wird einem schnell klar: Hier kommt es beim Staffelfinale zu einer gehörigen Portion Drama. War es so? Warten wir es mal ab.



Was passiert aber bis zum Finale? Nun, eigentlich nicht sehr viel außer Case-of-the-Week-Folgen. Ein Prinzip welches ich bei Serien nicht so gerne sehe, einfach weil man mit den Figuren nie wirklich warm wird. SUITS ist da aber anders, obwohl man kaum Tiefe von Harvey und Co. zu spüren bekommt (und vor allem auch keine Hintergrundinformationen) reicht einem das ganze Konzept komplett aus. Das liegt einfach an der Optik, hier wird alles aufpoliert. Man ist ja immerhin bei den Top-Anwälten in New York City, was denn sonst. Aber nur mit Optik kann man nicht blenden, da sind schon zu viele Serien aufgelaufen (nehmen wir als Beispiel das ganze CSI-Gedöns). Nein, hier in Staffel 1 konzentriert man sich auf perfekte aber oberflächliche Charaktere. Sie sind bis auf Mike absolut nicht mehrschichtig doch reicht eben diese eine komplett aus, um interessant zu wirken. Vor allem werden einem hier nicht vierundzwanzig Stereotypen auf den Bildschirm gehauen, sondern 6-7 Leute, die wegen ihrer Unterschiedlichkeit und ihrer idealen Sympathie/Antitpathie-Balance kaum bis nie nerven.

SUITS tut es einem vor allem als Filmfan an. Von Folge zu Folge steigern sich Hommagen von TOP GUN zu ROCKY und man bekommt somit immer mal wieder Schmunzler, die die nötige Portion Humor verteilen. Denn das ist hier extrem wichtig, eine Anwaltsserie könnte schnell in eintöniges Paragraphengeplapper verlieren, doch wird immer ein schöner Grad zwischen Ernst, Witz und Menschlichkeit erreicht, der das Ganze rundum gelungen wirken lässt. Man könnte der Serie aber natürlich einiges vorwerfen. Im Vorfeld das Argument, dass das ganze Ding doch gar keine wirkliche Story hat und die einzelnen Fälle irgendwann öde werden. Oder das einige Charaktere zu naiv handeln. Wenn man aber den euphorischen Schwung aus der Pilotfolge durchweg mitnimmt, bleibt gar keine Zeit zum jammern, denn das Endergebnis macht einfach nur Spaß.

Man kassiert wertvolle Lebensweisheiten, extrem durchdachte Folgen und Protagonisten zum Verlieben. SUITS ist eine Serie voll mit Herz, welche sich auf das Recht beruft von dir gesehen zu werden.



“That’s the difference between you and me, you wanna lose small, i wanna win big”
9.5/10

How I Met Your Mother - Season 9 - FINAL

©Twentieth Century Fox
Barney und Robin heiraten. Und so dreht sich Staffel 9 komplett um das Hochzeitswochenende der zwei Verlobten. Sitzt die Frisur richtig? Hat Barney den richtigen Anzug ausgewählt? All diese unwichtigen Fragen werden beantwortet. Was dagegen wirklich wichtig ist... wer ist die Mutter der Kinder von Ted? Wie trifft er sie? Was passiert mit den Freunden nach dem Ende der Serie? Ganz einach die Frage, wie HOW I MET YOUR MOTHER enden wird. All diese wichtigen Fragen soll die neunte Staffel beantworten. Gläser Hoch, das Mac Larens hat zum letzten Mal geöffnet!

Und es ist doch wirklich fast jedes Mal dieselbe Frage, die man sich am Ende einer solch langen Reise stellt – haben es die Serienmacher verlernt ordentliche Enden zu schreiben? Im Falle von HOW I MET YOUR MOTHER ist diese Tatsache besonders ärgerlich, hat die neunte Staffel doch bis zur finalen Doppelfolge so unglaublich positiv überrascht. Man war vernünftig, war emotional, war gefühlvoll, war auf der genau richtigen Spur.
So richtig weiß man gar nicht wo man anfangen soll. Zunächst ist es absolut verständlich, das ein Sturm der Entrüstung durch Übersee wütete als die letzte Minute HOW I MET YOUR MOTHER ausgeklungen war. Es war pure Dummheit, und letztlich auch eine Frechheit den Anhängern gegenüber was man in den letzten Minuten fabrizierte. Doch muss man sich bei alldem auch im Klaren sein, das HOW I MET YOUR MOTHER eine Sitcom ist. Hier ist keine Dramedy á la SCRUBS angesagt, in der der Zuschauer sich fallen lassen kann, wo man den Mut auch besitzt die tragischen und dramatischen Momente zu inszenieren. In HOW I MET YOUR MOTHER geht es schlicht und ergreifend um den Spaß.
Doch es hätte so gut gepasst. Nach den aufgefrischten Treueschwüren von Lily und Marshal vor dem Altar, eine sensationelle Szene, hat der Zuschauer das Gefühl das tatsächlich etwas episches auf ihn zukommen könnte, dass dieses Finale seine Welt für kurze Zeit zum rütteln bekommen könnte, dass Carter Bays und Craig Thomas dieses emotionale Ende tatsächlich zulassen. Und so war es ja irgendwie auch, die Inszenierung war Spitzenklasse. Cristin Milioti, welche die ebenso hübsche wie sympathische Mutter spielt, wird in Zukunftsblenden, in glücklichen Zukunftsblenden mit ihrem Ehemann Ted Mosby gezeigt, denn nicht die Tatsache, das die Beiden heiraten ist das Highlight, sondern das erste Treffen, das erste Mal in die Augen schauen, die erste Begrüßung, das ist das wahre große Finale der Serie. Und genau das haben die Produzenten auch erkannt.

©Twentieth Century Fox
Und der Zuschauer ist wahrhaftig glücklich. Das erste Treffen mit der Mutter an den Gleisen in Farhampton bricht nahezu das Herz des Publikums. Es ist einfach sensationell eingefädelt, brillant inszeniert. Bis hierhin eine perfektes Serienfinale.
Doch der Bruch kommt dann tatsächlich doch noch. Der Bruch entgegen jedem Zwang und jeder Vernunft. Wahrscheinlich der unnötigste Bruch, den die Serienlandschaft je gesehen hat. Die Wandlung Barney Stinsons, die man über mehrere Staffeln erfolgreich vollzogen hat, wird innerhalb einer Minute nahezu komplett dem Erdboden gleichgemacht. Es hat einfach nichts mehr gepasst am Schluss, nichts mehr. Lässt man die letzten drei Minuten der Serie außer Acht, und das empfehle ich jedem, findet man eine fast perfektes Finale vor, welches der Serie gerecht wird. Das Schicksal jeder Figur wird logisch und konsequent abgeschlossen. Das Publikum ist zufrieden und mit einem ordentlichen Abschluss bedient worden, was möchte man mehr?
Das alleine hat wohl aber nicht gereicht, und diese Tatsache hat am Ende einiges zerstört.

Dennoch hat HOW I MET YOUR MOTHER seinen Glanz nicht verloren, wenn man all diese negativen Dinge außer Acht lässt, und das funktioniert prima. Wir haben unterm Strich eine wunderschöne Lovestory einer Figur mit der man nun mehr neun Staffeln mitgefiebert hat. Eine unfassbar tolle Ehefrau die er gefunden hat, über die man so gerne mehr erfahren hätte. Mit Lily und Marshal habe wir die heimlichen Helden der Sitcom. Mit Barney Stinson einen Sympathieträger, der schlussendlich doch noch seine Bestimmung gefunden hat. Und mit Robin Scherbatzky eine Karrierefrau, die ihre große Karriere bekommen hat. Eigentlich können doch alle zufrieden sein oder? Ja, eigentlich.  


Bewertung: 08/10



©Twentieth Century Fox
Genre: Comedy, Sitcom
Originaltitel: How I Met Your Mother
Idee: Carter Bays, Craig Thomas
Darsteller: Josh Radnor, Jason Segel, Cobey Smulders, Neil Patrick Harris, Alyson Hannigan
Erscheinungsjahr: 2013
Produktionsland: USA
Laufzeit: ca. 24 x 22 Minuten
Originalsprache: Englisch

Samstag, 25. Oktober 2014

How I Met Your Mother - Season 8

©Twentieth Century Fox
Es ist also passiert. Der Familientraum von Lily und Marshall hat sich erfüllt. Marvin begleitet die Clique fortan und ist deren sechstes Mitglied. Doch das Kinder nicht nur Spaß mit sich bringen, merkt auch das Traumpärchen recht schnell und so werden die Freunde auf eine harte Probe gestellt. Währenddessen finden Robin und Barney erneut zueinander, und ihre Beziehung wird in ernstere Bahnen gelenkt als je zuvor. Ted dagegen startet einen erneuten Versuch mit Victoria, doch ist sie wirklich die Liebe seines Lebens?

Es kam also dann doch was kommen musste. Nach der famosen Staffel 7 wissen die Produzenten und Episodenschreiberlinge dann wohl doch nicht, was sie so recht in der achten Staffel ihrem Publikum erzählen sollen. So kommen zumindest die ersten Folgen daher. Eine Art Selbstfindungsphase, in der die Macher wohl ihren Matchplan für Staffel 8 und 9, dem Finale, ausgeklügelt haben. Und dieser ist um fair zu sein auch gar nicht schlecht. Die Entscheidungen ergeben Sinn, auch wenn man an der Erzählweise teilweise die ein oder andere Schraube hätte anziehen können. Aber die Folgen sind ab Mitte der Staffel mit Herz und Seele ausgestattet und wissen den Zuschauer in ihren Bann zu ziehen. Es wird klar, das es jetzt endgültig auf die Zielgerade geht.
Passend dazu werden die Figuren schon im Vorfeld deutlich positioniert und gerade die Figur des Barney Stinson, scheint seine Veränderung vom Playboy zum zukünftigen Ehemann glaubwürdig zu Ende erzählt bekommen. Hier zeigen Carter Bays und Craig Thomas, das sie durchaus das Zeug dazu haben eine vernünftige Charakterzeichnung auf die Reihe zu bekommen. Barney ist das beste Beispiel, und dazu auch noch ein gutes. Dennoch werden bei bestimmten Figuren einfach keine Fortschritte erzielt. Das ein Charakter dem Publikum auf die Nerven geht ist zwar nicht möglich, dafür sind diese unterm Strich zu sympathisch, dennoch stagniert die Entwicklung des Ted Mosby nahezu vollständig. Und dieser ist nun mal die Hauptperson, daher nicht gänzlich unwichtig. In acht Staffeln HOW I MET YOUR MOTHER wird in seinem Fall dasselbe Muster in Dauerschleife gesponnen. Auch Season 8 macht hier keine Ausnahme, und die Sehnsucht des Zuschauers, ebenso wie Ted die Mutter kennen zu lernen, steigt ins Unermessliche.

©Twentieth Century Fox

Ansonsten ist Staffel 8 eine grundsolider Ableger der Sitcom, der weder negativ noch positiv auffällt. Er hält das gute Niveau der Serie und legt die Grundsteine für die finale Staffel, die selbstverständlich das Highlight des gesamten Projektes darstellen sollte. Die Gags sind da, die Charaktere funktionieren auch nach circa 64 Stunden faszinierend, und die Ideen der Produzenten bleiben nach eben genannter Laufzeit immer noch originell. So gesehen, hat man hier auch wieder vernünftige Arbeit geleistet. HOW I MET YOUR MOTHER bleibt einfach betörend. Einmal davon in den Bann gezogen, kommt der Zuschauer auch nicht mehr heraus. Und wenn dann die letzte Folge der achten Staffel über den Bildschirm gehuscht ist, weiß das Publikum auch wieso. Weil diese Sitcom etwas magisches an sich hat und immer in den wichtigen Stellen den nächsten Brotkrümel auf der Suche nach der großen Liebe zu hinterlassen weiß. Denn schließlich ist HOW I MET YOUR MOTHER auch eine Geschichte über uns, über die Suche nach der großen Liebe, über das scheinbar einzige was zählt auf dieser Welt, über unsere Zukunft, über unser Glück.


Bewertung: 07/10



©Twentieth Century Fox
Genre: Comedy, Sitcom
Originaltitel: How I Met Your Mother
Idee: Carter Bays, Craig Thomas
Darsteller: Josh Radnor, Jason Segel, Cobey Smulders, Neil Patrick Harris, Alyson Hannigan
Erscheinungsjahr: 2012
Produktionsland: USA
Laufzeit: ca. 24 x 22 Minuten
Originalsprache: Englisch

Freitag, 24. Oktober 2014

How I Met Your Mother - Season 7

©Twentieth Century Fox
New York City wird wieder unsicher gemacht. Und dieses Mal nicht nur New York Cit, sondern auch Long Island. Die Fünf Freunde aus dem Mac Laren´s Pub geben uns ein weiteres Mal Einblick in ihr Innerstes, in Ihre Geschichten und Erfahrungen. So haben sich Lily und Marshall den Kinderwunsch nahezu erfüllt, schiebt Lily doch fortan ein dickes Bäuchlein und auch die ein oder andere Hormonstörung vor sich hin. Außerdem möchte Marshall sein Jurastudium nun endlich für die Zwecke nutzen, für die er eigentlich erst den Weg des Rechtes bestritten hat – Mutter Natur. Robin hingegen hat ihre Gefühle für Barney noch nicht ganz ablegen können. Doch wie sagt man so schön: Unverhofft kommt oft. Und Barney selbst? Dieser scheint auf einmal großen Gefallen an Beziehungen zu finden und scheint seinem Playboy-Dasein ´Adios´zu sagen, natürlich nicht komplett. Und dann haben wir natürlich auch noch Ted, und der ist immer noch auf der Suche nach seiner großen Liebe!

Staffel 7 katapultiert die Erfolgs-Sitcom HOW I MET YOUR MOTHER wieder in Sphären, die seit der dritten Season nicht mehr betreten wurden. Dies liegt zum einen, um das ganze Prozedere vorweg zu nehmen, am immer noch herausragenden Hauptcast. Es ist schon erstaunlich, wie sich die fünf Hauptdarsteller Staffel für Staffel zu dieser fröhlichen und beherzten Art hinreißen lassen können. Im siebten Ableger des Franchises bekommen sie nun aber endlich qualitativen Zuwachs an die Seite gestellt. Allen voran Kal Penn, der in der Rolle des Kevin nicht nur eine gehörige Portion Screentime mit den auf den Weg gebracht bekommt, sondern auch gleich als ein Pol der Ruhe und Vernunft in der Gruppe fungiert. Ein sehr kluger Schachzug was Interaktion und Gruppendynamik betrifft. Ein weiteres Highlight, nein, eine wahre Waffe dagegen ist Alexis Denisov als Sandy Rivers. Diese Figur wurde zwar schon einige Male zuvor gesichtet, wird aber in der siebten Staffel positiver Weise öfters eingesetzt. So kann Alexis Denisov zeigen, das Sandy Rivers mit absoluter Sicherheit zu den komischsten Figuren der Sitcom gehört. Und als dritter wichtiger Neuzugang im Bunde hätten wir da noch Becki Newton als Quinn. Das weibliche Pendant zu Barney Stinson und Mitglied der wahrscheinlich unterhaltsamsten Lovestory der HIMYM-Geschichte, abgesehen von Lily und Marshall selbstverständlich. Die Produzenten haben sich also nicht Lumpen lassen und Gas gegeben, und genau das merkt man der siebten Season zu jeder Sekunde an. Man möchte noch was reißen, noch einmal einen famosen Zielsprint ansetzen, keinen ruhigen Ausklang hinlegen. Und genau deshalb ist Staffel 7 auch prall gefüllt mit Handlung. Mit Abstand die meisten Handlungsstränge, die zahlreichsten Wendungen, es passiert einfach etwas. Und genau diese Tatsache hält den Zuschauer auf Trab. Man serviert nicht die herkömmlichen Gags, obwohl genau das wohl auch noch eine Staffel lang funktioniert hätte, nein die Ideengeber versuchen die US-Serie noch einmal auf ein ganz neues Level zu hieven. Und der Plan ist durchaus aufgegangen.
Auch atmosphärisch konnte man nun ein Staffelfinale kreieren, welchen den Namen auch verdient hat. Wo der Zuschauer einen Hauch von Aufbruchstimmung mit auf den Weg bekommt, wo scheinbar immer noch alles möglich scheint. Ein Stück Glück, ein Stück Demut, so wie es sein sollte.
 
©Twentieth Century Fox

Die Hauptstory in Season 7 sind im Prinzip dann doch Lily und Marshall. Bei ihnen passiert einfach am meisten, es müssen die größten Entscheidungen getroffen werden, sie üben als Zweierpack eine enorme Präsenz aus. Da ist in diesem Ableger kein Kraut dagegen gewachsen. Dennoch muss man auch Barney eine gravierende Wandlung attestieren. Und diese ist durchaus positiv, Barney wird zum tragischen Helden ´degradiert´, zum wiedererstarkten Playboy aufgebaut und anschließend einfach als Glückspilz definiert. Eine Achterbahn mit Tiefen, aber vor allem auch mit Höhen, machen ihn auf jeden Fall zu der wichtigsten Figur in dieser Staffel. Robin wird wieder verstärkt mit ins Boot geholt. Gerade der Job und ihre Beziehung wird gründlicher durchleuchtet, hier haben die Produzenten gelernt. Nur Ted bleibt ein wenig auf der Strecke liegen. Das Licht seiner Suche nach der Frau fürs Leben, glimmt teilweise nur wie eine schwache Taschenlampe kurz vor dem Knockout und vielleicht soll das auch genau so sein. Vielleicht soll der Zuschauer zeitweise genau wie Ted Mosby selbst, die Hoffnung verlieren. Die Schlussszene jedoch zeigt uns das noch viel passieren kann und wird. HOW I MET YOUR MOTHER bleibst spannend. Und dazu in diesem Fall noch wahnsinnig unterhaltsam und ereignisreich. Gerne weiter so!


Bewertung: 09/10




©Twentieth Century Fox
Genre: Comedy, Sitcom
Originaltitel: How I Met Your Mother
Idee: Carter Bays, Craig Thomas
Darsteller: Josh Radnor, Jason Segel, Cobey Smulders, Neil Patrick Harris, Alyson Hannigan
Erscheinungsjahr: 2011
Produktionsland: USA
Laufzeit: ca. 24 x 22 Minuten
Originalsprache: Englisch

Mittwoch, 22. Oktober 2014

ANNABELLE - Der pure Horror! Wenn Horror Langeweile bedeutet

(2014) / US / Laufzeit: ca. 99 Minuten / FSK: 16 / Horror



Horrorfilme haben es heutzutage aber auch wirklich nicht mehr leicht, so werden sie doch schon im Vorfeld zerpflückt. Und was soll man sagen, oft auch einfach zu Recht. Die immer wieder gleichen Momente, Schocker die auf ohrenbetäubende Musikeinlagen setzen, absolut unnachvollziehbare Menschen die es vollkommen verdient haben zu sterben. ANNABELLE hat da keinen anderen Stand. Die einzig wahre Horrorpuppe ist und bleibt sowieso Chucky, schwer dem etwas entgegenzusetzen. Und keine Sorge Chucky, Püppchen Annabelle steht zwar im Titel, belegt aber gerade mal eine Statistenrolle. Szenen in der sie wirklich mal zentral auftritt, kann man an einer halben Hand aufzählen. Für wirklich gruselige Momente mit ihr braucht man übrigens gar keine. Das Thema wurde also schonmal halbwegs verfehlt, traurig, denn Puppen kann man eigentlich ideal nutzen, um mal etwas frischen Wind in die Horrorkinos zu bringen. Denn die kleinen Spielzeugfreunde sind trotz der Ausweidung des Genres derzeit irgendwie kaum benutzt worden. Billy aus DEAD SILENCE war 2007 mal wieder eine nette Annäherung an das Ganze, doch liegen die wirklich erinnerungswürdigen Puppenzeiten vor der Jahrtausendwende. Aber warum? Genau wie Clowns haben sie doch schon von Grund auf etwas schauriges, die richtig zu inszenieren sollte doch nicht all zu schwer sein. Aber ANNABELLE ist der ideale Beweis dafür, dass es mit viel Anstrengung doch möglich ist.



Das ist in diesem Fall wirklich traurig, denn Regisseure John R. Leonetti (der sich mit THE BUTTERFLY EFFECT 2 und MORTAL KOMBAT 2 nicht grade mit Ruhm bekleckert hat) hat es stellenweise geschafft, eine einzigartige Atmosphäre zu erschaffen. Okay, zum Großteil war sie einzigartig beschissen, doch komischerweise funkeln 1-2 Szenen heraus, die das Niveau des Films phasenweise nach oben reissen. Als Highlight funktioniert hier die Fahrstuhlsequenz die so extrem packend war, dass ich mich während dem Film doch wirklich einmal in aufrechter Position befunden habe. Man hat in diesen knapp 2 Minuten einfach all das vereint, was modernen Horror definieren sollte: Urängste, Kopfkino und Paranoia. Perfekt. Diese zwei Minuten wiegen aber in keinem Fall einen ganzen Film auf und somit bleibt neben diesem Moment nur die wunderschöne Annabelle Wallis die das Ganze noch als Blickfang aufwertet.

Aber sind das wirklich Gründe dafür, sich den Film doch mal anzuschauen? Ehrlich nicht. Die Fahrstuhlszene kann man sich mal auf YouTube anschauen und für hübsche Frauen geht man auf das andere YouTube. Das grenzdebile Grinsen von ANNABELLE vergisst man nämlich nicht so schnell und ich denke nicht dass es die Intention des Regisseurs war, dass man davon Albträume kriegt.


4.0/10


Sonntag, 19. Oktober 2014

Und täglich kommt der Alientod - EDGE OF TOMORROW

(2014) / US, AU / Laufzeit: ca. 114 Minuten / FSK: 12 / Action, Sci-Fi



“We should just reset.”

Man steht kurz davor Prinzessin Peach zu retten, da wird Mario von so einem verdammten Pilz umgehauen. Das ganze Level nochmal von vorne, so ein Dreck. Bill Murray steht um 6 Uhr auf, will ebenfalls nichts anderes als seine angebetete Dame erreichen, doch scheitert er immer wieder. Der ganze Tag nochmal von vorne, so ein Dreck. Nun muss Tom Cruise in die Fußstapfen seiner verklärten Vorgänger gehen - und nicht weniger als die Welt hängt von seiner Tagesplanung ab. Mit großen Propagandaeinlagen erwacht Mr. Impossible, Europa wird von Aliens überrannt und nur die Amerikaner können noch helfen. Keine Zeit zum aufregen, weiter geht’s, die Kameraden kennenlernen. Check, check, check, keiner mag den schleimigen Scientologen. Keine Zeit zum rumjammern, ab in den Flieger zum Schlachtfeld. Bereitmachen verpassen, Absprung, rumtaumeln, sterben. Repeat.

“Come find me when you wake up!”



Und es ist doch so klar wie es ausgehen wird, Tom Cruise wird diesen Tag ein paar mal durchmachen, eine Lösung finden, die Welt retten und das Mädchen bekommen. Völlig egal, was zählt ist die aktuelle Szene, der momentane Zeitstrang, die neuen Actionsequenzen, überraschende Wendungen, erschreckend gute Comedyeinlagen. Das ist nichts gewagtes, ein, natürlich auf das Mainstream-Kino abgeschleiftes Format und auch nichts hochintelligentes, doch etwas so unterhaltsames. Eine temporeiche Adrenalinspritze die immer wieder zusticht und Hochglanzkino der dreckigen Sorte präsentiert. Emily Blunt erfüllt die Frauenquote mit ihrem Charakter. Natürlich nicht. Mit ihrer Fraulichkeit. Der gewisse Hauch Erotik der einfach benötigt wird, damit der Cruise nicht nervt. Tut er auch nicht. Es wird keine Zeit gelassen, seinen dummen Blick zu registrieren, weiter geht’s, neuer Zeitstrang. Die Wiederholung ist mehr als ein Lückenfüller, besticht sie doch durch Kreativität und Gott sei Dank nicht fehlender Intelligenz. Nichts wäre hier auf den Sack gehender als ein Cruise, der jeweils zwölf Anläufe bräuchte, um auch die kleinste Nebenrolle von seiner Situation zu überzeugen. Passiert aber auch nicht, Leute werden bekehrt, es wird gekämpft, es wird gestorben, neuer Zeitstrang. Nochmal alle überzeugen, check, sterben, check.

Die Kunst von EDGE OF TOMORROW ist es, dass das einfach nicht langweilig wird. Bis zum grande finale macht dieses Konzept Spaß, und dabei ist es völlig egal ob das innovativ oder kopiert ist. Doug Liman (DIE BOURNE IDENTITÄT) kreiert den beinahe perfekten Sci-Fi-Actioner, mit einem flotten Schnitt, persönlichen Justierungen und einer ideal abgestimmten Laufzeit. So bereitet man dem Zuschauer ein 5 Sterne Wellnesspaket der Samstagabendunterhaltung. Lediglich beim Ende verpasst man den idealen Moment und schaltet die Kamera erst dann aus, nachdem man etwas zu sehen bekommen hat, was sich einfach am denkbar schlechtesten für einen Film dieses Kalibers eignet - Tom Cruise's schmitziges Lächeln.

7.5/10