Dienstag, 14. Februar 2012

Der Pianist



Ein einsamer, polnisch-jüdischer Pianist der seinem Werk in einer verlassenen Ruine nachgeht und die Ballade Nr. 1 von Chopin spielt, er sieht krank aus, ausgehungert, sein Gesicht ist von der Angst die ihn ereilt gezeichnet. Etwas weiter weg sitzt ein deutscher Offizier auf einem Stuhl und ist sichtlich berührt. Dies passiert zur Zeit des zweiten Weltkrieges. 

Keine Szene die man im normalen Geschichtsunterricht vorgelegt bekommt, keine Szene die in der Welt verbreitet wird. Es war schon immer so dass die deutschen die bösen waren, wieso sollte man das auch anders erzählen, sie sind schuld an dem Krieg. Waren sie. Doch es gibt immer Ausnahmen. So wie hier. Roman Polanski zeigt dies, zeigt das es auch deutsche gab die nicht dem typischen Nazi entsprachen, zeigt das auch nicht alle Juden die Opfer waren. Er fügt sehr viel seiner eigenen Geschichte ein, versucht das was er zu dieser Zeit erlebt hat zu verarbeiten, das merkt man der von Leidenschaft und Hass erfüllten Geschichte an, die Verfilmung der Biographie des Władysław Szpilman geht unter die Haut, durch die Blutgefäße, ins Herz. Die Symbiose aus Leid und Genuss, verpackt in eben solche Bilder die faszinierend, und doch erschreckend sind. Und das ist es doch. Die Zeit eines Weltkrieges, bzw. hier des zweiten Weltkrieges, ist eine die man interessant in Büchern und Filmen zu verstehen versucht, die man versucht emotional nachzustellen – doch wird man es nie schaffen, denn was dort passiert ist kann man einfach nicht nachstellen. Man kann es zwar auf perfekte Weise in filmischer Form präsentieren, so wie es eben früher war, authentisch und ausdrucksstark, doch kommen die Gefühle die man während dem schauen empfindet, niemals denen nahe, die die damals lebenden Verfolgten empfanden.

In eiskalten Bildern, unterstrichen von wunderschön melancholischer Pianomusik, geht man Episodenhaft mit Władysław Szpilman sein Leben in der Kriegszeit durch, doch ist es keine Geschichte über einen Juden der in ein KZ gesteckt wird, es ist eine Geschichte über einen Juden der diesem grausamen Weg entkommen konnte um nur noch einen anderen Pfad des Schmerzes entlang zu schreiten. Auf der Flucht im zerbombten und verlassenen Warschau wird er von der Todesangst vor den deutschen und der quälenden Macht des Hungers verfolgt. Ich könnte mir wirklich keinen anderen als Adrien Brody für diese Rolle vorstellen, er war die perfekte Wahl, er hat sich vollkommen auf die Rolle eingelassen und war für die Drehzeiten nicht länger Brody, sondern Szpilman. Doch ist er nicht der einzige mit dem man mitfühlt, als der deutsche Offizier Wilm Hosenfeld unerwartet vor Szpilman steht fragt man sich wer dieses Mann ist. Warum tötet er diesen Juden nicht? Wieso redet er normal und geduldsam mit ihm? Das darf er nicht! Das ist ein deutscher! Sogar ein deutscher Offizier! Wenn das meine Geschichtslehrerin wüsste. 


 Dieser Mann. Dieser Mann hat meinen größten Respekt. Er hilft Juden, er hilft den "Feinden" des deutschen Vaterlandes, versorgte sie mit Nahrung und das mit der bewussten Gefahr das er erwischt werden könnte. Wilm Hosenfeld ist ein Held dieser Zeit. Zwar wird im Film nur gezeigt dass er Szpilman geholfen hat, doch waren es viel mehr. So wie dargestellt wird das es gute Deutsche gibt, wird auch gezeigt das schlechte Juden gibt. In Form eines jüdischen Ordnungsdienstes werden die Juden auch von eigenen Leuten gefangen und geschlagen.

Zwar erzählen auch andere Filme über diese Zeit die Wahrheit, doch werden dort eben solche Infos meist zurückgehalten. Polanski offenbart diese schmerzvolle Phase mit all seinen Facetten.

"Nicht schießen! Ich bin Pole!"

9/10

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