Freitag, 20. Juni 2014

Offside - Road 2 Brazil #7

©Studiocanal
Teheran, 2005. Die iranische Nationalmannschaft steht unmittelbar vor der Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland. Die Euphorie ist greifbar, ebenso wie die Anspannung. Die Menschen stürmen in Scharen in die Arena. Stopp. ´Menschen´ ist der falsche Ausdruck, ´Männer´ muss es heißen, ist der Stadionaufenthalt in Iran für Frauen doch verboten. Eine Gruppe rebellischer Mädchen versucht dennoch den Traum von der Qualifikation live mitzuerleben. Doch aufgrund der enormen Präsenz des Militärs werden die jungen Gören unter Arrest gestellt. Unter Beobachtung der zugeteilten Soldaten müssen sie dort ab sofort ihr Dasein fristen. Fortan entwickelt sich eine Diskussion über die Gesellschaftsstruktur des Irans, über Gleichberechtigung, alles im Namen des Fußballs. Eine interessante Entwicklung nimmt ihren Lauf.

OFFSIDE behandelt wenn man es salopp ausdrücken möchte ein dankbares Thema, sofern man dieses zu inszenieren weiß. Unterdrückung und Benachteiligung der Frauen, die Bände welche die Menschen untereinander verbinden. Dazu kommt noch der Fußball selbst, auch wenn er in diesem Projekt nur als Rahmen dient und zu keinem Zeitpunkt Kern der Handlung wird, was auch fatal gewesen wäre.
Doch inwiefern kann OFFSIDE dem Thema seine eigene Note verpassen, welche Bilder und Szenen bleiben haften?
Die Antworten hierauf, bleiben leider dünn, stellt OFFSIDE sicherlich ein ordentliches gesellschaftskritisches Drama da, kann aber nur mit einem ungewöhnlichen Setting und einem angenehm beschaulichen Erzähltempo aufwarten.

OFFSIDE verpasst es letztlich in den letzten Minuten seiner Aussage die entsprechenden Emotionen einzuverleiben. Es bliebt austauschbar was hier gezeigt wird und die Haut des Zuschauers bleibt unverändert. Am Ende scheint dem Film sogar trotz der geringen Laufzeit die Puste auszugehen. Während im mittleren Drittel des Streifens noch sehr beklemmende und aufreibende Situationen heraufbeschworen wurden, bleibt das Ende ausdruckslos. Nur selten kann der Zuschauer den Ernst der Lage erfassen. OFFSIDE stellt zwar seine Problematik sehr gut zur Schau, vergisst dann aber dieses in ein filmreifes Gewand zu packen, was letztlich dazu führt dass das Team um Regisseur Jafar Panahi ihre Mission in den Sand setzt. Nicht gänzlich, aber sicherlich teilweise.

©Studiocanal
Was Jafar Panahi jedoch schafft, ist es der Gesellschaft des Irans den Spiegel vor das Gesicht zu halten. Er konfrontiert die Vertreter des Systems, in diesem Fall das Militär, mit den Gegenständen die unter der Struktur leiden, in diesem Fall die jungen Frauen. Nein, noch viel intensiver findet es statt, die Soldaten konfrontieren sich im Endeffekt selbst. Auch das laute Schreien des ´Abteilungsleiters´ kann die Realität, die Wirklichkeit nicht im Ansatz in die Illusion einfügen, sodass sich die Unterdrückenden in der Konsequenz fügen.


Auch hier sieht man, OFFSIDE schafft es die Problematik auf den Punkt zu bringen und an den Zuschauer zu bringen, die Dringlichkeit wird dem Publikum aber auf keinen Fall bewusst. Dazu ist OFFSIDE zu sehr Spielfilm und zu Spielfilmen gehören nun mal auch Emotionen und Gefühle, die fehlen hier. So kann man das Projekt viel mehr als Dokumentation sehen, welche sich im falschen Genre verirrt hat. Auf keinen Fall ein Totalausfall, aber sicherlich ein Ableger der einiges an Möglichkeiten verschenkt hat. 


Bewertung: 05/10



©Studiocanal
Genre: Sportfilm, Drama
Originaltitel: Offside
Regisseur: Jafar Panahi
Darsteller: Simar Mobarak Shahi, Safar Samandar, Shayesteh Irani, M. Kheyrabadi, Ida Sadeghi
Erscheinungsjahr: 2006
Produktionsland: Iran
Laufzeit: 88 Minuten  
Originalsprache: Persisch
Altersfreigabe: FSK 0

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