Dienstag, 13. August 2013

Zeit den Teufel zu treffen - ONLY GOD FORGIVES

(2013) / DK; FR / OT: Only God Forgives / Laufzeit: ca. 89 Minuten / FSK: 16 / Drama, Thriller, Krimi
von Nicolas Winding Refn - mit Ryan Gosling, Kristin Scott Thomas
Ein Film, wie ein modernes Gemälde. Furchtbar aussagelos und dennoch als eine Schöpfung  von Gott persönlich angepriesen. Eine Leinwand, die voll Nasenbluten ist und trotzdem leuchtende Augen bei einem Teil der Bevölkerung auslöst und für über 9 Millionen Dollar über den Ladentisch geht. Genauso ein Kunstwerk ist ONLY GOD FORGIVES.

Refn gerät hier in einen von ihm nie gesehenem Rausch, anders als in seiner PUSHER-Trilogie,  oder auch DRIVE, die zwar ein unglaublich independentartiges Flair hatten und dennoch gut auf die Masse wirkten, wandelt er sich hier zu einem Künstler, dessen Werk nicht jeder versteht und verstehen mag. Teilweise wurde ich an INLAND EMPIRE von David Lynch erinnert, wo einem eben solche Bilder vorgezeigt wurden. Bilder, zu 90% nur Bilder. Ein filmisches Gemälde. Dazu der Faktor, der einen solchen Film sehr umstritten macht: Gewaltverherrlichung. Szenen die Folter enthalten und die im ersten Augenblick keinen Sinn machen, nur als Provokation zu dienen scheinen. Im zweiten Hinschauen macht es dann Klick, doch verstehen oder akzeptieren möchte man es dennoch nicht. 

Der Plot, der äußerst dünn ist und hauptsächlich daraus besteht das Julian's (= Ryan Gosling, der Mann mit einem Gesichtsausdruck) Bruder ermordet wird und er durch seine Mutter dazu animiert wird Rache zu nehmen, ist nicht mal der große Schwachpunkt. Es ist das Gleiche wie immer bei solchen Ablegern, es ist die Verkünstelung, mit der nicht jeder klar kommt. Wenn man es gut findet, dann ist jede Szene eine von Gott gegebene Eingebung mit Metaphern und Bedeutungen, die die Welt noch nicht gesehen hat, doch andersrum kann es in anderen Augen einfach ein sinnloses Stück Zelluloid sein.  Das wirklich Gute an solchen Filmen wie ONLY GOD FORGIVES ist eben dieses Phänomen. Man interpretiert und erfreut sich an den Ergebnissen, oder kann es eben nicht. Das ist der Punkt, der die Meinungen in solchen Filmen spaltet. 


Refn hat marketingtechnisch auf keinen Fall einen schlechten Move gemacht, nach DRIVE erwarteten die meisten natürlich einen weiteren, in Coolness getränkten Streifen mit Gosling und somit füllten sich die Kinos. Womit die wenigsten gerechnet haben, war eben dieses Kunstkino, dass einfach nicht auf den Mainstream ausgelegt ist. Interessant ist es allemal einen Gosling in vollkommen neuer Situation zu erleben, die sich zwar erst auf den zweiten Hingucker von seinen anderen Rollen unterscheidet und dennoch absolut anders erscheint. Das Problem ist aber, dass er teilweise einfach wie eine emotionslose Schaufensterpuppe wirkt. So wie der ganze Filme. Das war teilweise auch der Gedanke dahinter, aber dennoch gibt es nur einer kleinen Zielgruppe die gewünschten Effekte.

ONLY GOD FORGIVES, ein Film über Sehnsucht, Tod, Hass, Liebe, Gewalt. Doch frage ich mich, wo dann die ganzen Emotionen geblieben sind. Wo die Inszenierung, die man von diesem Regisseur gewohnt ist, die man so sehr an ihm liebt? Wo die perfekte Balance zwischen Kunst- und Massenkino? Ja, wenn man die Augen aufmacht und sich dieses Werk genau anschaut, weiß man mit welchen Begründungen hier vorgegangen wurde, doch sind diese einfach nicht zufriedenstellend. Das ist nicht mehr der Refn, den ich lieben gelernt habe.

"Wanna fight?"

2.0/10


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